CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)

Anomaly - Anomaly
(42:44, Bee & Bee Records, 2000)

Was geschieht, wenn ein ausgesprochen metalmäßig- druckvoller Drummer à la Mike Portnoy, ein jazzfunkiger Bassist à la Stanley Clarke, ein virtuoser Keyboarder à la Jan Hammer und ein Jazz Prog-Gitarrist à la Alan Holdsworth ein Album aufnehmen? Übelster Klangbrei? Ja, wahrscheinlich - oder man hält eben das Debüt der Holländer von Anomaly in den Händen. Um es vorweg zu nehmen: Dies ist wirklich ein recht ordentliches Debüt, mehr noch, ein so gutes Instrumental-Prog Debüt, wie ich es schon lange nicht mehr gehört habe. Dabei, diese Frage, sei dem Rezensenten gestattet: Warum gibt es eigentlich in letzter Zeit wieder so viele Instrumental Produktionen? Ob nun von alten Haudegen (diverse ProjeKcts, Liquid Tension Experiment, Planet X, B.L.U.E.) oder jungen Debütanten (Xang) - instrumentale Progbands haben sich klammheimlich zu einer festen Größe in der Szene entwickelt, doch sei mir noch die Frage gestattet, ob es hier nicht schon längst eine völlige Übersättigung des Marktes gibt? Besteht nicht die Gefahr, dass junge Bands wie vorliegende Anomaly an eben dieser Übersättigung zugrunde gehen könnten? Dabei, dies sei hier deutlich vermerkt, Anomaly hat es nicht verdient, im Prog- Einerlei- Brei unterzugehen, ihre Musik ist frisch, originell und sehr virtuos. Dieses Album ist eine gelungene Mischung aus allen möglichen Genres, mit zahllosen Ideen und einer unglaublichen Spielfreude. Ihr gewagtes Experiment, die verschiedensten, gegensätzlichen Genres miteinander zu verbinden, geht voll auf. Das solch ein Konzept noch ausbaufähig ist, versteht sich schon fast von selbst, insofern können wir auf noch bessere Ergebnisse auf den folgenden Alben des Quartetts gespannt sein. In der Zwischenzeit dürfen wir uns über ein sehr gelungenes Debüt freuen, das hoffentlich sein Publikum finden wird.

Sal Pichireddu

Kontakt: Bee & Bee Records http://www.distribee.com

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