CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)
Glass Hammer - Ode to echo
(53:50, Arion Records, 2014)
Über die Jahre haben sich Glass Hammer immer wieder maßgeblich von den 70er Heroen inspirieren lassen, wie z.B. von Yes oder ELP recht offensichtlich oder von anderen Interpreten eher subtil. Dazwischen wurde mehr oder weniger erfolgreich mit anderen Ansätzen experimentiert, wie z.B. das Herr der Ringe Album "The Middle Earth Album" (2001) oder der etwas düstere, songdienliche Gothic Rock Ansatz bei "Three cheers for the broken hearted" (2009). "Ode to echo" ist eine deutliche Rückkehr zu mehr Eigenständigkeit, nachdem man nicht von ungefähr den aktuellen Frontmann Jon Davison inzwischen mit den Prog Dinos Yes als Frontmann teilen darf. Doch haben die beiden Masterminds Fred Schendel und Steve Babb die Zeit seit den letzten, noch sehr Yes-lastigen Alben wie z.B. "IF" oder "Cor Cordium" für ein Überdenken des eigenen Tuns genutzt und sich für eine gewisse Neuausrichtung bzw. das Besinnen auf die eigenen Stärken entschlossen. Na ja, neu im eigentlich Sinn des Wortes ist es nicht, was man hier zu hören bekommt, denn dieses Album ist von Sound und Songausgestaltung eindeutig rückwärtsgerichtet. Macht aber nichts, denn die Musik wirkt weniger durchkalkuliert, unberechenbarer, bisweilen mit leicht jazz-rockiger Färbung und offener Spielweise durchzogen, was nicht nur an den Gästen Rob Reed (u.a. Magenta) oder Kansas Geiger David Ragsdale liegt. Natürlich sind Glass Hammer nicht komplett zu einer anderen Combo gewandelt, denn einiges, was man auf "Ode to echo" zu hören bekommt, kennt man in ähnlicher Ausprägung von der Band von früheren Jahren. Doch irgendwie wirkt dies mit der Weisheit des Alters versehen wesentlich reifer, weniger auf Effekthascherei angelegt, tut es der Musik ebenfalls hörbar gut, dass man mit Carl Groves (Salem Hill), dem eigentlichen Frontmann Jon Davison und Susie Bogdanowicz über gleich drei etatmäßige Singstimmen verfügt. Ebenfalls ist die solistische Keyboardbreitseite weit weniger auf Opulenz und hohlen Bombast ausgerichtet, wirkt alles konzentrierter und mehr auf den Punkt gebracht. Mag auch daran liegen, dass man in knapp 54 Minuten gleich 8 Songs hineingesteckt hat, bei denen man weitgehend auf Longsong Ästhetik verzichtet. Wenn es dafür mal etwas wuchtiger zur Sache geht, schwingt als deutlicher Pluspunkt eine düstere Note mit mehr Bedeutung und Atmosphäre mit. "Ode to echo" ist eines der Glass Hammer Alben, die man ohne ständiges Erinnerungswerden an anderen Progbands, allen voran natürlich Yes, anhören kann. Gelungen Retro.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2014