CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)

Glass Hammer - Cor Cordium
(62:20, Sound Resources, 2011)

"Wir wollten eigentlich nicht "If" Volume 2 aufnehmen, aber musikalisch geht es definitiv in die gleiche Richtung", offenbart Steve Babb über das aktuelle Glass Hammer Album "Cor Cordium". So ist die Besetzung die gleiche, das Layout im Roger Dean inspirierten Stil wurde wiederum von Tom Kuhn gestaltet, sowie enthalten beide Alben sechs Titel aufgeteilt in kürzeres songorientiertes Material und epische Longtracks jenseits der 10 Minuten Marke. "Fans, denen "If" gefallen hat, werden auch von "Cor Cordium" begeistert sein" orakelt Babb. Negativ formuliert könnte man behaupten, dass beide Alben eben auch die gleichen Schwächen aufweisen. Nachdem Glass Hammer mit dem 2009er Werk "Three cheers for the broken heart" eine stilistische Neuausrichtung probierten und damit nicht gerade auf große Gegenliebe stießen, kehrten sie letztes Jahr mit "If" wieder zu ihren Retro Prog Ursprüngen zurück. Und so ist auch "Cor Cordium" sehr eindeutig von der sinfonischen, melodischen Seite von Yes inspiriert, was nicht nur alleine mit den stimmlichen Ähnlichkeiten von Frontmann Jon Davison und mehrstimmigen Gesangsharmonien zusammenhängt. Denn hier sind jede Menge offensichtliche instrumentale und kompositorische Parallelitäten zum britischen Prog Dinosaurier zu finden. Das ist wie von Glass Hammer gewohnt qualitativ gut gemacht und mit den entsprechenden Retro Appeal umgesetzt. Doch bleibt ein etwas mulmiges Gefühl zurück, denn die Amerikaner schrammen oft gefährliche nah am Yes Plagiat vorbei, teilweise mit den gleichen inhaltlichen Fehlern, die diese in der jüngsten Vergangenheit begingen. Die Einzelteile sind an und für sich gelungen, die Soloparts oftmals mitreißend, aber der Zusammenhang, der Spannungsbogen bleibt teilweise auf der Strecke. Es gelingt nicht immer mit voller Überzeugung die einzelnen Fragmente in ihrer Gesamtheit zu etwas Einheitlichen zusammenzubauen. Das ist deswegen bedauerlich, da Glass Hammer dies auf früheren Alben schon wesentlich besser und überzeugender hinbekommen haben. So bleibt "Cor Cordium" nur gut gemachter, solider Yes Retro Prog.

Kristian Selm



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