CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
Devin Townsend Project - Epicloud
(50:23, InsideOut, 2012)
Alben von Devin Townsend sind so etwas wie ein Überraschungsei: die Ummantelung kennt man, jedoch ist der Inhalt stets ungewiss. Genauso verhält es sich mit "Epicloud", dem mittlerweile 15.Studio Album des kanadischen Workaholics. Auch wenn es stets die Maxime des Künstlers ist, wenn möglich niemals das gleiche Album 2x mal aufzunehmen, kommt einem hier einiges irgendwie bekannt vor. Denn nicht nur durch die wiederholte Mitarbeit von ex-Gathering Frontfrau Anneke van Giersbergen orientiert sich dieses Album recht stark an dem 2009er Werk "Addicted", bei dem die Holländerin bereits ihre gesanglichen Fähigkeiten zur Verfügung stellte. "Epicloud" verzichtet weitgehend auf solistische Ausschmückungen, auf gar zu extrem und überdreht geratene Metal- oder Elektronik Exkursionen. Devin Townsend setzt vielmehr auf melodische Power und griffige Arrangements, nimmt sich stellenweise sogar recht zurück. Dies selbstverständlich in seiner ganz eigenen musikalischen Welt verwurzelt, die gerne auf überdrehten Bombast, eine leicht humorvolle Note und euphorische Melodien setzt. Das Material auf "Epicloud" ist offensichtlich als aus der Feder von Devin Townsend stammend erkennbar, hat aber nur wenig mit der wahnwitzigen Genialität von "Ziltoid the Omniscient" (2007) oder der Volldampf Prog-Metalbedingung à la "Terria" (2001) oder "Deconstruction" (2011) am Hut. Trotzdem funktioniert auch dieses melodische Metal / Rockalbum durch seine fast schon poppige Glückseligkeit. Nichtsdestotrotz haut der Kanadier gerne immer wieder voll auf die Zwölf, hat er eben ein ungebremstes Faible für den epischen Mehrkanaloverkill. Und so bietet "Epicloud" mit Gospelchor und zerbrechlichen Momenten in erster Linie melodisches Futter für alle Hevy Devy Fans.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012