CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)

Devin Townsend - Ziltoid the Omniscient
(53:50, InsideOut, 2007)

Ah, ein neues Album des Verrückten aus der schönen neuen Welt. Wer Devin Townsend kennt, weiß, dass er immer wieder als Garant für faszinierende klangliche Monstrositäten fungiert. Logischerweise bekommt man auch auf seinem von Aliens und einer Puppe, auf die jeder Wunsch projiziert werden kann, inspirierten Konzeptwerk "Ziltoid dem Allwissenden", wieder extremen Metal voll Komplexität und in unglaublicher Wucht und Power geboten. Doch ich im Gegensatz zu seinen Bands Strapping Youg Lad bzw. der Devin Townsend Band, verzichtete der Kanadier dieses Mal auf jegliche Unterstützung. Er verschwand einfach für vier Monate in seinem Studio und spielte sein aktuelles Machwerk komplett im Alleingang ein. Selbst der Rhythmus wurde eigenhändig programmiert, jedoch mit einer so trefflich umschriebenen Software namens "Drumkit From Hell", die ihm Fredrik Thordendahl von Meshuggah zur Verfügung stellte und alles andere als dumpfe Rhythmen aus der Steckdose bietet. Townsend selbst bezeichnet sein aktuelles Brachialwerk als Metalsinfonie, in der sich sowohl Hörspielelemente wiederfinden, wie weiterhin mit orchestraler, teils fast schon Rock-Musical-artiger Breitseite der überdrehten Art losgebrettert wird. Wie wohl kaum ein anderer Künstler der aktuellen Musikszene gelingt es Townsend anscheinend Gegensätzliches, wie z.B. schöne Harmonien oder Schunkelrhythmen bzw. wuchtiger Extrem / Komplex Metal, in einem Song zu vereinen. Ob er nun schreit, mit sanfter Stimme singt oder instrumental zwischen mächtigen Riffs oder komplexen Rhythmen schwankt, die vielen Gesichter des Devin Townsend wirken nie aufgesetzt, sondern als Ganzes in sich stimmig und überaus beeindruckend. Wer einmal Gefallen an diesem Hochgeschwindigkeitstrip ohne Rückfahrtsschein gefunden hat, der wird auch von diesem Werk zwischen Genie und Wahnsinn gnadenlos strudelförmig eingesogen.

Kristian Selm



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