CD Kritik Progressive Newsletter Nr.33 (12/2000)
Epos - Ilia
(33:48, Boheme, 1988)
Nachdem Boheme bereits den Bereich von sakraler Musik, Jazz und Jazz Rock durch zahlreiche Veröffentlichungen aus den schier endlosen Archiven der ehemaligen Sowjetunion abdeckte, konzentriert man sich in letzter Zeit immer mehr auf die sinfonische, rockmusikalische Vergangenheit. Dabei wurden bisher jede Menge interessanter Scheibe ausgegraben, wie z.B. Gunesh, Kaseke oder Horizont, mit Epos folgt nun eine Band aus St.Petersburg, die auch unter dem Label "progressive" läuft, jedoch mehr in der sakralen Musik verwurzelt ist. Ihre bereits 1988 aufgenommene Rockballade "Ilia" bringt es zwar leider nur auf etwas mehr als knapp eine halbe Stunde Spielzeit, doch dafür wird man von vier sehr intensiven Stücken umworben. Wurde mir bei der Radio Prog Nacht wieder mal bewusst, welche Kraft z.B. in mazedonischer Volksmusik steckt, so sind es bei Epos die Verschmelzung von sakralem Gesang, sowie russischer Seele und Traurigkeit. "Ilia" ist ein vierteiliges Werk, welches von den Stimmen, dem Mit- und Gegeneinander lebt, und da macht es auch nichts aus, dass man nicht unbedingt russisch verstehen muss. Die Gefahr bei diesem Werk besteht auf der anderen Seite aber darin, dass einem der Gesang zu omnipräsent erscheint, sich Ermüdungserscheinungen einschleichen, denn nur selten sind als Ergänzung klassische Streichinstrumente oder auch Synthesizer bzw. Bassgitarre zu hören. Doch insgesamt überwiegen die positiven Eindrücke, das einem somit wirklich echte Volksmusik einmal etwas anderes präsentiert wird.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000