CD Kritik Progressive Newsletter Nr.32 (10/2000)

Kaseke - Põletus / Sõnum
(53:40, Boheme, 1981/83)

Neben In Spe, Mess und Ruja gehören Kaseke sicherlich in Insiderkreisen zu den bekanntesten Bands aus Estland, wobei dazu noch eine personelle Verbindung kommt, da Kaseke aus ehemaligen Bandmitgliedern von In Spe und Ruja, sowie der Punkband Propeller entstand. Die Meister des instrumentalen Progressive Rock / Fusion brachten nur zwei, sehr schwer erhältliche Vinylveröffentlichungen in den frühen 80ern heraus, jetzt gibt es beide Album erstmals zusammen auf einer CD. Und auch hier gilt: das Warten hat sich gelohnt. Zwar geht es stilistisch öfters mal sehr stark Richtung melodischen Fusion mit augenscheinlichem Jazz Touch, aber die meisten Passagen sind offensichtlich von druckvollen Progressive Rock inspiriert. Da die fünf Musiker aus der ehemaligen Sowjetunion zudem über eine klassische Ausbildung verfügen, ist das Zusammenspiel exzellent, das instrumentale Können ausgezeichnet. Prägnantestes Instrument ist die Gitarre, die in doppelter Ausprägung zwischen der Aggressivität von Riho Sibul und dem mehr fließenden Spiel von Ain Varts austariert wird. Diverse Gastmusiker an den Keyboards verleihen den Songs sinfonischen, elegischen Anstrich. Dazu gesellen sich gelegentliche Flötentöne, die die elektronischen Instrumente mal kraftvoll, mal sachte umspielen. Meist geht es bei Kaseke temporeich zur Sache, Melodieführung und ausgewogene Soloausflüge werden aber nie außer Acht gelassen. Neben der Leichtigkeit des Fusion Rock, ist es vor allem einigen komplexen, aber auch klassisch angehauchten Progressive Rock Passagen vorbehalten, dieser Compilation inhaltliche Ausgewogenheit zu bescheren. Die 13 Liedern bewegen sich von der Länge her im unteren Bereich, nur einmal wird überhaupt die fünf Minuten Grenze überschritten, was aber aufgrund der kompakten Songstrukturen keinerlei Hindernis darstellt. Bleibt die Hoffnung, dass in Zukunft auch noch weitere Highlights aus den Archiven der ehemaligen politischen Großmacht ausgegraben werden, Boheme hat immerhin schon 35(!) weitere Projekte aus den 80ern und 90ern angekündigt.

Kristian Selm



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