CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)

Therion - Deggial
(58:04, Nuclear Blast, 2000)

Therion scheinen auch auf Dauer ihre ganz eigene Marktnische gefunden zu haben. Konsequent wie keine andere Metalband, liefern sie nach ihrem radikalen Stilwechsel zum "Metal meets Klassik" Konzept nach "Theli" (1996), "Vovin" (1998) und "Crowning of Atlantis" (1999) mit "Deggial" bereits ihr mittlerweile viertes Album nach dem gleichen Strickmuster ab. Hatte man besonders nach "Crowning of Atlantis" das Gefühl, dass sich dieser eigenwillige Stilmix bereits todgelaufen hatte und nur noch lauwarm aufgekocht wirkte, so ist "Deggial" wieder ein überraschend würziger und heißer Eintopf. Auf Heavyshouter als Gastsänger wurde bis auf einen Song vollständig verzichtet, klassische Singstimmen und Chor haben wieder die stimmliche Hoheit, was gerade den klassischen Passagen mehr Würde verleiht. Sicherlich klingt es immer noch sehr eigenwillig und gewöhnungsbedürftig wenn zu rasiermesserscharfen Riffs auf einmal Sopran-, Alt- oder Tenorstimmen erklingen, es entbehrt auch nicht ein gewissen Komik, wenn der Rhythmus davongaloppiert und dazu der Chor schmissig trällert. Doch wirkt "Deggial" wieder authentischer, mehr auf den Punkt gebracht. Die Gitarren sind prägnanter, härter, die klassischen Streicher und Bläser wirken wuchtiger und der schmetternde Gesang bekommt den Platz, der ihm gebührt - die Balance aus ruhigen, atmosphärischen Passagen und trefflicher Härte gelingt. Eigentlich ist es da schon fast logisch, dass letztendlich auch der schon lange überfällige Carl Orff Klassiker "O fortuna" in neuem Gewand sein Recht bekommt. Die Gratwanderung von Therion ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack, sie bietet aber ein interessante Alternative zum fast ewig gleichen Prog Metal Einerlei.

Kristian Selm



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