CD Kritik Progressive Newsletter Nr.26 (07/1999)
Therion - Crowning of Atlantis
(50:49, Nuclear Blast, 1999)
Als Zusammenstellung aus Leftovers aus den "Vovin" Sessions, drei Livetracks von der letzten, gleichnamigen Tour und mit dem Titelstück auch eine neue Aufnahme, bieten Therion auf "Crowning of Atlantis" einen musikalischen Flickenteppich aus den Ergüssen der letzten beiden Jahren. Da dem Album somit irgendwie der innere Zusammenhalt fehlt, ist dieses Werk eigentlich mehr als Resteverwertung für den beinharten Fan zu betrachten. Welches Niveau inzwischen der opernhafte Heavypolkarock erreicht hat, wird beim Titelsong eindrucksvoll deutlich. Klassische Opernstimmen wurden wieder mal gekonnt mit kernigen Gitarrenriffs und stimmungsschaffender Atmosphäre aus dem elektronischen Wunderkasten zu einer perfekten Einheit verschmolzen. Wer mehr davon will, sollte sich lieber den beiden letzten Studioalben "Vovin" (mit völlig klassischem Gesang) und "Theli" (mit einigen Ausfällen beim schweinegleichen Gejodel, wenn die Klassik mal schweigt) zuwenden. Doch ist das restliche Material nicht von der gleichen Durchschlagskraft. Zwar tremolieren hier nicht nur weibliche und männliche Singstimmen im opernhaften Gewand gegen Gitarrenkunst lustvoll an, sondern auch Primal Fear Frontmann Ralf Scheepers quäkt machomäßig ins Mikrofon, aber den Stücken fehlt es zum Teil am letzten Esprit, welches sie aus dem Durchschnitt heraushebt. Bei den Liveaufnahmen hingegen wurde kräftig geschummelt, den Keyboard und Schmetterchoreinspielungen machen offenbar, dass nicht alles was da live aus den Boxen bläst, unbedingt auch livehaftig gespielt werden muss. Warten wir also auf nächste 'ordentliche' Studioalben, bei dem die Schweden wohl hoffentlich wieder den richtigen Weg finden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999