CD Kritik Progressive Newsletter Nr.21 (07/1998)
Therion - Vovin
(55:17, Nuclear Blast, 1998)
Nach dem von allen Seiten mit Lob überschüttenden 96er Werk "Theli" war es für Therion, respektive Christofer Johnsson, natürlich unheimlich schwer, noch einen drauf zu setzen. Mit "Vovin" (enochisches Wort für Drachen) geht es ihm etwas wie Tiamat oder The Gathering, die jeweils einem grandiosen Album einen relativ ähnlich klingenden, wenn auch guten Nachfolger nachlegten. Der Überraschungseffekt Metal mit Klassik in Form von klassischen Singstimmen, Streichquartett, sowie bombastischen Parts zu verschmelzen, wirkt deswegen auch auf "Vovin" etwas abgenutzt, trotzdem ist die Musik Lichtjahre davon entfernt, langweiliges Einerlei zu sein. Das neueste Studiowerk der Schweden ist eine klare Weiterentwicklung und setzt sich an die Spitze der innovativen Metalalben. Der noch etwas störende Death Metal Grunzgesang des Vorgängers ist vollständig verschwunden, nur Heavyshouter Ralf Scheepers von Primal Fear lässt es bei "The wild hunt" kräftig krachen. Ansonsten ist es hauptsächlich der klassisches Alt und Soprangesang von Martina Hornbacher (Dreams Of Sanity), der im Vordergrund steht. Ende Mai war sie bei einem Livemitschnitt von Therion auf Viva zu bewundern, und verlieh auch den älteren Nummern einen unverkennbar persönlichen Anstrich. "Vovin" ist wesentlich ruhiger und atmosphärischer geworden, geradezu schleppend. Vollgefüllt mit Traurigkeit, sind die im Stil von Carl Orffs "Carmina burana" gehaltenen klassischen Chorgesänge noch eindringlicher und intensiver. Die Tendenz geht mehr Richtung Klassik und Gothic, die Metal Attacken sind deutlich weniger brachial ausgefallen. Nach dem ersten Hördurchgang fehlte mir noch der Pepp von "Theli", hört man sich aber "Vovin" öfters an, um so besser und perfekter ist der Gesamteindruck.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998