CD Kritik Progressive Newsletter Nr.14 (04/1997)

Therion - Theli
(51:36, Nuclear Blast, 1996)

Nachdem in der Heavy-Szene diese Scheibe gnadenlos abgefeiert wurde, und man ihr in gewisser Form einen innovativen Charakter bescheinigte, war natürlich die Neugier wieder mal so groß, dass es nicht zu vermeiden war, sich dieses Werk ebenfalls zuzulegen. Therion aus Schweden begeben sich nicht auf die fast schon ausgetrampelte Fährte der Prog-Metal Indianer, sie führen ihren Kriegstanz mit der effektiven Formel "Metal meets Carmina Burana" auf. Neben der genreüblichen Krachbesetzung Gitarre - Bass - Schlagzeug - Gesang, gibt es neben Keyboardklängen auch noch den "Siren Choir" und den Chor des norddeutschen Rundfunks zu hören. Heftig geht es zur Sache, variierend von Vollgas über mittelmäßigen bis hin zu leicht schleppendem Tempo. Als orchestrale Krönung gibt es dazu klassische Gesangsstimmen. Eine wirkliche innovative Verschmelzung von E- und U-Musik. Aber wozu braucht man die Trennung in Musiksparten, Hauptsache es gefällt! Wie man Opernstimmen, düstere Sounds und Metal verbindet, haben die Kollegen von Devil Doll vorgemacht, deren Abgleiten in die Gruselabteilung vollziehen Therion jedoch nicht nach, sondern bleiben lieber ihrem Metal-Ursprung ohne Umschweife treu. Trotzdem flüchtet man sich nicht ständig in überlange, fingerflinke Soloeskapaden. Vielmehr wird den Songs mit verschiedenen Sounds eine einheitliche Stimmung verliehen. Hier wird nicht nur brettharter Metal heruntergebolzt, denn Tempowechsel, dunkler Gesang untermalt von schweren Gitarrenakkorden, einige Keyboardtupfer und nicht zuletzt die beiden Chöre sorgen für genügend Abwechslung. Erhältlich ist "Theli" in der Heavy-Abteilung aller großen und kleinen CD-Läden, somit ist die Grundversorgung der Prog-Bevölkerung ohne Einschränkung gewährleistet.

Kristian Selm



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