CD Kritik Progressive Newsletter Nr.19 (03/1998)

Rémy Sträuli - The elf album
(43:51, Xopf Records, 1998)

Die Schweizer Formation Yolk (Kritiken PNL Nr.12, 15, 16) sind gern gesehene Gäste in unserem Heft. Sind deren wahnwitzigen Soundeskapaden und Extremmischungen an Stilvielfalt jedoch nur etwas für wirklich Hartgesottene, so versucht deren Schlagzeuger Rémy Sträuli es auf seinem ersten Soloalbum wesentlich songorientierter. Die Platte arbeitet dabei genau mit jenen Klischees, mit denen die Spötter sich gerne über den Progressive Rock lustig machen: Songs über Elfen, Gnome und Kobolde. Noch nicht ganz so schlimm, aber ein wirklicher Schwachpunkt ist dafür die deutliche Diskrepanz zwischen Musik und Gesang. Gibt es auf der instrumentalen Seite überraschend vielfältige Passagen aus den Keyboards (u.a. Mellotron, Moog-Sounds) und, wie kann es bei einem Schlagzeuger auch nicht anders sein, im rhythmischen Geflecht, so sind die Sangeskünste überhaupt nicht der Knaller. Selbst leicht verzerrte Modulation macht den schrägen bzw. an manchen Stellen schlichtweg falschen Gesang leider zu keinem Hörgenuss. Eigentlich schade, denn was in den recht kurzen Stücken in musikalischer Abwechslung geboten wird, ist von einem ganz anderem Kaliber. Mal klingt's nach beschwinglichem Pop Prog ("The Fenoderee"), dann kriecht es mystisch und auch mal ohne Gesang aus den Boxen ("Der Elfsassa"), während in manchen Stücken in geradezu klassischer Weise den sperrigen Tönen von King Crimson ("Gwragedd Annwn") oder der Sprunghaftigkeit von Gentle Giant ("Elder tree", "Smeagols taming") Tribut gezollt wird. Eine interessante Neuinterpretation von Jethro Tull's "Batteries not included" klingt verfremdet, aber gut. Alles wunderbar, wenn da..., na ihr wisst ja schon.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1998