CD Kritik Progressive Newsletter Nr.16 (08/1997)
Yolk - Yolk
(48:51, Xopf Records, 1994)
Im PNL Nr. 12 wurde bereits die zweite CD der Schweizer Formation Yolk vorgestellt. Mit etwas Verspätung folgt nun die Besprechung des Debüts, welches sich in seiner Experimentierfreude und Abgedrehtheit in keiner Weise vor dem Nachfolger zu verstecken braucht. Ein Warnung gleich vorweg: diese Musik ist wirklich nur etwas für absolute Freaks, denn das manchmal abartige Durcheinander wird für die meisten nur noch als Krach empfunden werden. Nach dem kurzen Intro "Verstopfung", bei dem man lautmalerisch das zu Hören bekommt, was dieser Titel beschreibt, wird beim zwölfminütigen "The dwarf and the wanderer" die Instrumentenbearbeitung und die innere Struktur ad absurdum geführt. Ein Klanggewitter feinsten Avantgarde Rocks und Free Jazz in völliger musikalischer Freiheit. Schlagzeug, Gitarre, Bass und Saxophon bewegen sich jenseits jeder eingängigen Musikrichtung. Absolut starker Tobak, abseits aller Hörgewohnheiten. Das Nachfolgende ist ebenfalls nicht zugänglicher, obwohl man stellenweise anhörbare Teile zu hören bekommt. Trotzdem hört sich der Inhalt der Yolk'schen Klänge wie ein schwer verdauliches Rezept an: man nehme avantgardistische Klänge, einen gehörigen Schuss Jazz, dazu eine mehrfach überdrehte Ladung King Crimson und Gentle Giant, mische dies mit skurrilen Textaussagen, und schon erhält man ungefähr das, was einem hier an die Ohren dringt. Der Begriff "progressiv" erfährt hier eine völlig neue Definition und Dimension, denn mehr Taktwechsel und wilde Akkordsprünge bekommt man sicherlich auf keiner anderen CD zu hören. Allein das traditionelle, folkloristische "Der Rattenfänger von Hameln" steht etwas verloren im Raum.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997