CD Kritik Progressive Newsletter Nr.15 (06/1997)
Yolk - Yolk
(60:18, Xopf Records, 1997)
Da der Abgedrehtsheitsfaktor dieser Ausgabe sowieso schon erheblich überschritten wurde, kommt es auf die folgende Kritik auch nicht mehr an. Also Ohren angelegt und durch, denn hier kommt Yolk die Zweite, bzw. insgesamt die Dritte, deren Namen wie heißt...? Na wieder Yolk natürlich! Mitte Mai erschien die aktuelle CD des Schweizer Trios, und große Überraschung: der neueste Erguss ist wesentlich farbiger, vor allem wenn man das Cover betrachtet, und musikalisch nicht mehr ganz so daneben. Das Chaos wurde zwar geordnet, der Anspruch eingängig zu wirken, kann aber als pure Übertreibung abgelehnt werden. Immer noch ist erhebliche Vorsicht geboten. Geblieben ist zum Glück der eidgenössische Humor, allein die Ankündigung "Die neue CD! Out now! (eigentlich waren wir schon immer out)" spricht für sich. In der einen Stunde Spielzeit werden einiges an Breaks, kurzzeitig auch mal heftige Gitarren, aber ebenso spannend arrangierte Instrumentalteile mit träger Atmosphäre vorgetragen, so dass das Gütesiegel "Progressive Rock made in Switzerland" verliehen werden kann. Eindeutige Einflüsse sind schwierig herauszustellen, die im Booklet erwähnte Klauliste mit so verschiedenen Bands wie z.B. den Beatles, Van der Graaf Generator, Gentle Giant, Yes, Rush, Magellan, King Crimson, Magma, ELP, Led Zeppelin, Cream und noch vielen anderen, gibt nur vereinzelt Anhaltspunkte, wobei Gentle Giant noch am deutlichsten durchscheint. Das Stilrepertoire umfasst neben Progressive Rock weiterhin avantgardistische Töne und jazzige Zwischenteile, es darf aber auch mal metallisch gegrunzt werden. Vom spielerischen Niveau und im Arrangement der Konkurrenz mehr als ebenbürtig, ist zwar der Gesang nicht der Knaller, wer aber so unverschämt ein simples Rock'n Roll Stück mit Holperrhythmus versieht, und so Prog'n Roll kreiert, der verdient Anerkennung. Sperrige Töne voll Sprunghaftigkeit gehen zwar nicht so recht ins Ohr, doch in einigen Momenten bricht skandinavischer Schwermut durch, und auch der progressive Hammer schlägt so manches mal überzeugend mit voller Wucht zu. Was man von Titeln wie "Hans guck in die Luft", "Zappelphilipp", "Suppenkasper" und "Miesepeter" erwarten darf, kann man sich schon fast lautmalerisch vorstellen, oder um frei nach Beavis und Butt-Head zu schließen "Yolk kicks ass!"
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997