CD Kritik Progressive Newsletter Nr.12 (01/1997)
Yolk - Yolk
(58:23, Xopf, 1994)
"Komplexe, klar definierte Struktur mischt sich mit freiem Spiel, Wohlklang prallt auf Dissonanz. Brüchige Klangwelten und trashig dröhnende Passagen gehören ebenso zu den Yolkschen Erzählungen, wie der motzende Richard Wagner, Elefanten, Kröten, Ameisen und Geier, eine milchsaugende Zecke, zwei Raben, ein Meuchelmörder, plattfüßige Wasserköpfe, böse Wanderer, Zwerge und Drachen, ein Müllsack, Lexika und last, but not least, der rotzende Arnold Schönberg". So steht's im Bandinfo zur Yolkschen CD. In diesem verbalen Durcheinander spiegelt sich der eigenartig skurrile Humor der drei Schweizer, sowie deren musikalisches Konglomerat, wieder. Was hier auf einen zukommt, ist wirklich nur etwas für Spezialisten, hat aber zweifelsohne seinen ganz speziellen Reiz. Das Trio aus der Nähe von Basel schwankt in seinem dynamischen Stil zwischen sperrigen Avantgarde Rock und schrägen Jazztönen. Doch damit nicht genug, dazu gibt's noch allerhand Abgedrehtes, wie ein Klangexperiment mit unverständlichen Sprachfetzen, Passagen, die auch bei Magma, Gentle Giant oder King Crimson Platz gefunden könnten und als Krönung metallische High Speed Musik mit Grunzeinlagen. Für den, der es lieber etwas ruhiger hat, wird auch mal auf gefühlvollen, ruhigen Progressive Rock zurückgegriffen. Sich in dieser anspruchsvollen Mischung zurechtzufinden, benötigt viel Zeit und ein erheblich Maß an Toleranz. Wer also wirklich mal seinen musikalischen Horizont erweitern will, dem sei der Yolk'sche Klangkosmos empfohlen, denn was hier an den Instrumenten und in den Eigenkompositionen geboten wird, lässt einen ständig zwischen hellem Entsetzen, sprachloser Verwunderung und kurzfristigen Lachanfällen bewegen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997