CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)

Crippled Black Phoenix - White light generator
(70:53, Mascot, 2014)

Mit der Ricky Nelson Coverversion "Sweeter than you" als Opener leiten Crippled Black Phoenix den Hörer gewollt auf eine komplett falsche Fährte. Es folgt kein Album fürs Lagerfeuer mit schrammelnder Gitarrenromantik, sondern die Einleitung dient vielmehr als Kontrast zum restlichen Material. Vielleicht sollte diese eigenartige Einleitung aber auch nur als Vorstellung des neuen Sänger / Gitarristen Daniel Änghede dienen. "White light generator" ist trotzdem so etwas wie ein behutsamer Neubeginn. Die schleppende Melancholie und musikalische Langsamkeit ist geblieben, die teilweise epische Ausgestaltung in langsam sich steigernden Instrumentalparts funktioniert immer noch prächtig. Dennoch verfügt dieses Album über etwas weniger Griffigkeit bei den Harmonien, sind einige Ansätze zu langatmig, zu schwerfällig ausgefallen. Man erkennt zwar eindeutig die Handschrift von Mastermind Justin Greaves, der die musikalischen Fäden bei Crippled Black Phoenix seit über einem Jahrzehnt zusammenhält, dennoch verfällt man unweigerlich zu Vergleichen zu früheren Werken, allen voran natürlich den Highlights "200 tons of bad luck" (2009) oder dem Doppeldecker "(Mankind) The crafty ape" (2012), dem sich der aktuelle Longplayer leider unterordnen muss. Das Album gewinnt jedoch eindeutig beim mehrfachen Anhören, gerade die Monsterriffs und stampfenden Rhythmen graben sich immer mehr ins Gedächtnis ein. Die floydschen Momente der großen klanglichen Weitläufigkeit sind expressiven, ständig dröhnenden Stoner Rock-artigen Wüstenklängen gewichen. Die Gesamtstimmung hat mehr Endzeit Appeal, ist düsterer, endgültiger, die ganz großen Überraschungen und inhaltlichen Differenzierungen bleiben aus. Dennoch versprüht man mancherorts immer noch die eindringliche Wall-Of-Sounds Magie. "White light generator" ist geprägt von einer gewissen Suche nach einer neuen musikalischen Herangehensweise. Ein gutes Album, ein mutiger neuer Schritt, auch wenn man von Crippled Black Phoenix letztendlich schon Besseres gehört hat.

Kristian Selm



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