CD Kritik Progressive Newsletter Nr.74 (02/2012)
Crippled Black Phoenix - (Mankind) The crafty ape
(52:10 + 34:06, Cool Green / Mascot / Rough Trade, 2012)
"Leichten The Cure-Charme" verortete ein Schreibkollege hier und entschied "mehr als nur ein weiteres Postrock-Album, sondern eine Ansammlung großer Augenblicke". Einverstanden. Denn solche stilistische Vielfalt an relevanten, wiederholenswerten Augenblicken muss den Briten 2012 erst noch jemand nachmachen. Die wuchtigen Riffs des Album-Intros "Nothing (We are ...)" könnte man mit etwas Energie vermutlich irgendwo auf "The Wall" wiederfinden. Schöne Einstimmung auf die sanfte Kopfstimme von "The heart of every country", die Geräuschelandschaften von "A letter concerning dogheads"), das Gothic-Pathos von "Brain / Poznan", die perfekt passenden Flügel-Akkorde von "Laying traps", den Shadows-Twang von "Born in hurricane", die Bläsersätze des ansonsten entfernt an die Stranglers erinnernden "Release the clowns") oder den "Zigeuner Jazz" (wie lautet die politisch korrekte Bezeichnung? Sinti Swing?) von "(What)". Und als wenn das alles noch nicht schön genug wäre, gibt es noch CD2: Auf der entdecken CBP den Blues. "A suggestion" bringt eine Wah-Gitarre à la Robin Trower an den Start, während der Gesang hier wie vom Heulprediger Eugene Edwards (16HP) klingt. Der rumpelige Track hat aus dem Stand Qualitäten wie Muse, die sich den Klassiker "Feeling good" anverwandelten. Noch rootsiger wierd "(Dig bury, deny") durch Akustik- und Slide-Gitarre. "Operation mincemeat" hat was von Lou Reeds Müdigkeit und schließlich das viertelstündige "Faced with complete failure" viel von Mogwai. "Mankind" ist in drei "Kapitel" unterteilt. Jedes davon ist anbetungswürdig.
Klaus Reckert
© Progressive Newsletter 2012