CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)
IZZ - Crush of night
(54:46, Doone Records, 2012)
Seit ihrem 98er Debüt "Sliver of a sun" wurden IZZ als einer der hoffnungsvollen Newcomer des Progressive Rocks gefeiert. Ihre Alben waren gut, bisweilen sehr gut, aber immer fehlte irgendwie das gewisse Etwas, der ultimative Schritt, um aus dem Schatten der aktuellen Bands herauszutreten. Mit dem 2009er Album "The darkened room" schwammen sich die Amerikaner dann endgültig frei, gelang ihnen eine elegante und finale Mixtur aus progressiver Verspieltheit, raffinierten Vokalharmonien und elegantem Detailreichtum. "Crush of night" setzt drei Jahre später diese Tendenz mit Bravour fort. Das Album hat verschnörkelte Instrumentalpassagen, ausufernde, teils komplexe Longsongs, beeindruckt aber ebenso mit leichtfüßiger Songdienlichkeit, mit schlichten Einfällen, die ohne ausladenden Bombast auskommen. Wie schon auf dem Vorgängeralbum scheinen IZZ nun endgültig ihren ganz eigenen Stil gefunden zu haben. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass "Crush of night" nach "The darkened room" den zweiten Teil einer groß angelegten Trilogie darstellt und die Aufnahmen bereits parallel zum letzten Album begannen. Selbst Special Guest Gary Green (Gentle Giant) an der Gitarre und teilweise als Mitarrangeur tätig, fügt sich nahtlos in den Gesamtkontext ein und ist so etwas wie die finale Verzierung auf dem leckeren Prog Kuchen. IZZ hecheln nicht mehr irgendwelchen Retro Anklängen hinterher, sondern die Verschmelzung aus teils analogen Keyboardsounds und modernen Anklängen greifen nahtlos ineinander. Die sieben Songs auf "Crush of night" wirken aktuell und zeitgemäß, ohne gänzlich auf die Inspiration der Vergangenheit zu verzichten. Doch wirkt alles subtiler, harmonischer ineinander verwoben. Selbst die zweiteilige, über 26-minütige Suite "Crush of night", ist keineswegs zu opulent und ausschweifend ausgestaltet. Die Zeit wurde einfach sinnvoll mit dem entsprechenden Inhalt gefüllt. Bei IZZ sind die traurigen Momente ergreifender, die instrumentale Power wirkt beeindruckender, aber niemals aus dem Songkorsett herausgerissen. Wenn es so etwas, wie einen Kritikpunkt gibt, dann ist es die Tatsache, dass die Melodien nicht über direkte Eingängigkeit verfügen, man der Musik etwas Zeit für die Entfaltung und das Eindringen ins Gedächtnis einräumen muss. Das sind aber nur unwesentliche Randnotizen für die Beurteilung eines sehr guten, überaus eigenständigen Albums.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012