CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)
Izz - The darkened room
(51:27, Doone Records, 2009)
Ihr 2002 erschienener Zweitling (Es lebe die Alitteration!) "I move" ist das Album, an dem man Izz immer messen wird, denn was die New Yorker auf diesem Album versprachen, haben sie auf den folgenden Alben (bewusst?) nicht eingelöst. Sie sind nicht die neuen Spock's Beard geworden (Prog sei's gedankt!) und sie sind auch nicht die großen Innovatoren des Progressive Rock geworden. Sicher, auf dem Minialbum "Ampersand Volume 1" und dem letzten regulärem Studioalbum "My river flows" blitzte immer wieder etwas von der Genialität der Band auf, insgesamt konnte die Band mich allerdings über eine gesamte Albumlänge (und schon gar nicht über längere Zeit) nicht überzeugen und so rechnete ich damit, dass Izz von Album zu Album ein wenig mehr in die Belanglosigkeit rutschen würden. Ich bin hocherfreut darüber, dass sie mich jetzt Lügen strafen "The darkened room" ist vordergründig vom Klang her kein Nachfolger des experimentellen "I move" geworden. Izz 2009 sind deutlich konventioneller im Sound (will sagen, deutlich mehr 'retro') als 2002, der Anteil an 'alten Klängen' hat zugenommen, was allerdings dem Gesamtsound zugute kommt. Dennoch ist "The darkened room" alles andere als nur 'ein weiteres RetroProg-Album' geworden. Dazu tragen vor allem die abwechslungsreichen und eben nicht 'altmodischen' Kompositionen bei, die in eine Retro-Produktion eingeflochten wurden. Dazu kommen dann die schönen Gesangslinien und Chöre, die sich Tom und John Galgano mit der hinreißenden Anmarie Byrnes teilen und (last but not least) die ungewöhnlich groovige Rhythmus-Sektion mit zwei Drummern (Brian Corelian und Greg DiMiceli) und dem exzellenten John Galgano am Bass. Vielleicht ist das der entscheidende Unterschied zum schnell verblassenden Vorgänger "My river flows": Izz spielt auf "The darkened room" nur mit den Retro-Elementen, nutzt sie als Stilmittel (genauso wie die offenen und verdeckten Yes-, Genesis- und Keith Emerson-Zitate), aber sie versuchen kein 'waschechtes' Retro-Album hinzulegen, im Gegenteil: Sie durchbrechen bewusst Klischees. In den Liner Notes steht eine Anmerkung zur Bedeutung des Albumtitels, der mir symptomatisch für die wieder erstarkten Izz erscheint: "We hat it when bands try to fit everything into the concept". Es ist genau diese unverkrampfte, spielerische Attitüde, die wir bei Izz seit "I move" vermisst haben. "The darkened room" ist ein sehr gut aufgebautes, detailreiches und unverwechselbares Prog-Album geworden; eines der besten, die 2009 überhaupt erschienen sind.
Sal Pichireddu
© Progressive Newsletter 2010