CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

Moon Safari - Lover's end
(51:53, Blomljud Records, 2010)

Nach der vor vielen, vielen Jahren veröffentlichten CD "[blomljud]" kommt nun endlich das Nachfolgealbum der Nordschweden. Die CD "[blomljud]" wurde im PNL 62, Mai 2008 besprochen. Von Mitte 2008 bis jetzt sind 2 Jahre vergangen. Das sind für mich viele Jahre. Vor allen Dingen, wenn man voller Spannung auf diesen neuen Output wartet. Mein Zugang zu MS brauchte etwas. Vielleicht interessiert Dich ja die Geschichte. Ich glaube uns allen geht das mal so. Unser Wolfram brachte mir vor einigen Jahren mal die CD "A doorway to summer" von Moon Safari mit. Seiner Meinung nach musste diese Band etwas für mich sein. Nun, er hatte sich gewaltig geirrt. Einen Floki-Ableger braucht doch niemand. Und so schlummerte dieser Silberling in meiner bescheidenen Sammlung. Bei der Planung eines Prog-Events, welcher leider niemals die Planungsphase verließ, wurde ich überstimmt und es war klar, Moon Safari wären dabei. Als es dann hieß, die Safarians spielen in Tilburg, bot ich mich an, sie vom Flughafen abzuholen. Natürlich schuf ich auch ein wenig Platz in meiner Hütte, damit sie bei mir schlafen konnten. Was blieb mir anderes übrig, als "A doorway to summer" nochmals anzuhören? Aber hoppla! Was hatte ich denn da für einen Schatz in meiner CD-Kiste? Dieser Hördurchgang ließ mich meine Vorurteile über Bord werfen. Die Jungs brachten mir dann als Obolus je ein unterschriebenes Exemplar von "A doorway to summer" und von ihrem neuen Baby "[blomljud]" mit. Jetzt spätestens war ich völlig überzeugt, eine eigenständige Band zu hören und keine Fahrwasser-Band. Im Progbereich eine absolute Rarität sind die tollen, wunderschönen Stimmen. In Tilburg, auf dem Symforce-Festival am 27.09.2009, wurde ich gewahr, wie ein Publikum völlig in den Bann einer Musikgruppe gezogen wurde. Anfangs noch nett begrüßt, wurden die Mondreisenden zwischendurch und am Ende frenetisch gefeiert. Auch von mir. Die Menschen standen mit geöffneten Mündern im Saal. Ehrlich! Im Rahmen des "Convention Prog Résiste 2010" in Verviers kamen die sympathischen Schweden wieder zu mir. Diesmal landeten sie in Düsseldorf International und nicht in Düsseldorf Weeze. Sind ja nur 100 Kilometer Unterschied. (dies ist ein kleiner Rippenstupser an (Jürgen Meurer). Und im Gepäck hatten sie eine feine Überraschung. Den mir hier vorliegenden Rohmix der neuen CD "Lover's end". Gemeinsam hörten wir alle zusammen zum ersten Mal auf einer "normalen" Stereoanlage den neuen Output. Was für ein Privileg! Dafür gibt es am Ende dieser Besprechung schon mal einen Punkt mehr ;-) Am Ende, nach knapp 52 Minuten, war ich völlig fertig. Im positiven Sinne. Natürlich war die Lautstärke nicht der Nachbarschaftspflege zuträglich. Aber so konnte man völlig auf die Musik eingehen und sich fallen lassen. Der Track "A kid called panic" ist mit 13 Minuten der Longtrack. Wie eigentlich auf der gesamten CD, stimmt hier wirklich jeder darauffolgende Ton. Es fügt sich alles so zusammen, wie mein Gehör es sich wünscht. Hitsinglepotential hat der fröhliche Song "New York summer girl". Mit einer humorvollen Komponente am Ende. Ich werde nicht verraten, um was es geht. Denn diesen Schmunzler muss man sich selbst erarbeiten. Danach kommt mit "Heartland" ein absoluter Proghammer. Die alten Genesis zu ihrer besten Zeit. Und der abwechslungsreiche, gut akzentuierte Gesang ist absolut phantastisch. Dieser Song ist mein Anspieltipp für den ambitionierten Progfan. Also: Du! Mit fast 10 Minuten folgt dann wieder ein richtig guter Progsong, mit allem was dazu gehört. Eingängige Melodien, Breaks, schöne Gitarrenriffs und guter Gesang. Der letzte Song auf meinem Exemplar "Lover's end Part II" könnte ohne weiteres aus der Beatlesecke abgekupfert worden sein. Wenn Du ihn angehört hast, gibst Du mir Recht. Der Gesang kann bei dem einen oder anderen Proggie auf Missfallen stoßen. Vielleicht wird er als zu "schmalzig" eingestuft. Akzeptiert. Aber in meinem persönlichen Fall trifft das nicht zu. Diese Scheibe wird auf jeden Fall nicht im CD-Schrank verschwinden. Je lauter sie abgespielt wird, umso dynamischer wirkt sie. Frei nach ESC: Germany quinze points, Germany fifteen points!

Klaus Bornemann



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