CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)

Izz - I move
(73:03, Doone Records, 2002)

Vielleicht wurden Izz etwas voreilig nach ihrem vorzüglichem Debüt "Sliver of a sun" als die neuen Spock's Beard gefeiert, denn auch wenn die Musik auf dem Debüt nicht wirklich größere Ähnlichkeiten zu Spock's Beard hatte, so glaubte man die unbeschwerte, typisch amerikanische Leichtigkeit die den Bärten so eigen ist, in der Musik von Izz wiederzuerkennen. Nun, um es vorweg zu nehmen - Izz sind erwachsen geworden und haben mit "I move" ein sehr abwechslungsreiches und dramaturgisch klug aufgebautes Album vorgelegt, das im Gegensatz zum Vorgänger klangtechnisch und produktionstechnisch deutlich verbessert wirkt. Der rohe Sound des Debüt ist nun ausgefeilter, jedoch ohne wirklich geglättet zu sein. Dafür fehlen die unbeschwerten Songs des Debüts ('Lauradoone') völlig; überhaupt, "I move" will nicht gefällig sein und macht es dem Hörer auf dem Par-Force-Ritt durch die verschiedenen Stilarten nicht immer einfach zu folgen (das meine ich ausdrücklich als Kompliment). Izz bringen es fertig das Album sehr modern mit stampfendem Beat und krachenden Gitarren auf 'Spinnin' round' zu eröffnen, gitarrenlastig fortzuführen ('I move'), symphonisch überzuleiten ('I already know', mit deutlichen Yes- Anleihen in der Gitarre), fast funky zu werden ('I wanna win') um das Album nach dem ersten Drittel neu zu erfinden, neu zu beginnen: Ab dem Stück 7 wird alles anders und war das Album bisher mit seiner Stilvielfalt völlig überraschend, so wird es jetzt eindeutig progressiv. Die Keyboards treten deutlicher in den Vordergrund und beim Instrumental 'Star Evil Gnoma Su' fühlt man sich unweigerlich an die deutsche Band Scythe erinnert. Wer hätte den netten Jungs von "Sliver of a sun" solch ein sperriges Stück zugetraut? Nach solch einer Zäsur entwickeln Izz melancholisches ('Another door'/ 'Something true'), akustisches ('Believe'), dann geht es mit 'Knight of nights' thematisch und musikalisch in den klassischen Prog. Einmal mehr dienen die klassischen Progbands wie Yes oder ELP als Referenz, v.a. die Keyboardparts scheinen Wakeman- oder Emerson-inspiriert zu sein (ohne dabei so cheesy zu wirken). Nach einem folkigen Intermezzo ('The mists of Dalriada') kommt dann tatsächlich doch noch eine Reminiszenz an Spock's Beard ('Oh, how it's great'), um dann mit purem progressive Rock (dem Longtrack 'Coming like light' und der stimmungsvollen Ballade/ Coda 'Light from your eyes') das Highlight des Albums zu setzen. Ready - 73 Minuten feinste, facettenreiche Rockmusik, das soll den Galgano- Brüdern (und Co.) erst einmal jemand nachmachen!

Sal Pichireddu



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