CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Izz - My river flows
(66:00, Doone Records, 2005)

Der ganz große Durchbruch ist Izz bisher leider noch nicht gelungen, auch wenn bei der Band um die beiden umtriebigen Galgano Brüder eigentlich von Anfang an auf die richtigen Zutaten gesetzt wurde, es in letzter Konsequenz nur am finalen Funken fehlte. So durchmischten sie auf ihren bisherigen beiden Longplayern griffige Melodien mit packenden Instrumentalarrangements, verbanden Einflüsse aus den 70ern mit aktuellen Sounds, und all dies gepaart mit der typisch amerikanischen Lässigkeit und Lockerheit. So baut "My river flows" in erster Linie ebenfalls wieder auf die typischen Stärken der New Yorker Band, auch wenn dieses mal noch eine Spur mehr Retro und 60s Strömungen eingewoben wurden. Bereits die zwölf Minuten des zweiten Songs "Late night salvation" dokumentieren eindrucksvoll, wie man Komplexität, instrumental ausladende Passagen (mit Gitarren- und Schlagzeug(!)solo) in schmucke, hymnische Harmonien packen kann und welche Kraft und Spielfreude in dieser Band steckt. Gerade die ersten vier Titel des Albums präsentieren eine gereifte Band, die es perfekt versteht, ihre gesamten Stärken in relaxter Entspanntheit auszuspielen. Ob catchige Refrains, verfrickelte Gitarrensoli oder packende Melodiebögen, Izz haben ihre ganz eigene Nische gefunden, die sie mit Bravour ausfüllen und ausleben. War man bereits von den Vorgängeralben gewisse Ruhepausen und songdienlicheres, kürzeres Material gewohnt, so nehmen sich doch Izz vor allem im zweiten Teil des Albums für meinen Geschmack ein wenig zu sehr zurück und setzen vermehrt auf elegische, sanftere Passagen. Damit kommen zwar die Stimmen der beiden Gastsängerinnen bestens zur Geltung, doch verliert die Band damit auch einiges von ihrem inneren Schwung. So zerfällt "My river flows" unweigerlich in zwei Hälften und die Magie der Band wird wieder auf Normalmaß zurechtgerückt. Vor allem das etwas zu überambitionierte, rund 21-minütige "Deafening silence" wirkt doch einfach für seine Länge nicht fesselnd genug und zu arg auf Laufzeit gedehnt. So werden Izz wohl auch mit "My river flows" ihren hoffnungsvollen, aber durchaus beachtenswerten Insiderstatus beibehalten und manche Band wäre sicherlich froh, dieses spielerische und kompositorische Niveau zu erreichen. Nichtsdestotrotz: ein weiteres gutes bis sehr gutes Album der Amerikaner, dem lediglich der Esprit und die Ausgewogenheit für etwas ganz Großes fehlen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2006