CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)
Kopecky - Sunset gun
(55:42, Musea, 2003)
Mehrfach angehört und einfach nix passiert. Jetzt rauscht gerade zum wiederholten Male der Gebrüder Kopeckys neues Instrumentalwerk durch den Äther, aber irgendwie will sich bei dieser Scheibe einfach kein rechtes Gefühl einstellen. Ein Erklärungsversuch. Die drei Brüder aus Wisconsin werkeln bereits seit Ende der 90er gemeinsam als Band bzw. sind teilweise als Musiker beim Pär Lindh Project aktiv. Nach ihren ersten beiden, durchaus hörenswerten Scheiben (dem namenlosen Debüt von 1999, sowie "Serpentine kaleidoscope" von 2000) will das aktuelle Album "Sunset gun" trotz langer Warte- bzw. Reifezeit irgendwie nicht so recht funktionieren. Zwar findet man bekannte Zutaten der Vorgänger wieder, wie z.B. leicht orientalisches, fremdartiges Flair oder mystische Soundlandschaften, auch fußt die Grundausrichtung wieder im harten Progressive Rock Bereich, aber den Kompositionen fehlt so etwas wie eine lebendige Seele, eine prägnante innere Struktur, die sich fest gräbt. Man kriegt irgendwie nicht den Eindruck los, dass vieles zerfasert, aus Einzelteilen, als Stückwerk zusammengebaut wurde. Dabei rafft sich das Brüdertrio durchaus zu manch interessantem instrumentalen Zwiegespräch auf. Die Devise lautet nicht immer nur hart, aber herzlich, sondern in mehr zurückgenommenen Passagen, fließen sachte Gitarrenlinien, sowie feine Basslinien ineinander über. Die Stimmungstiefe reicht hin bis zu fesselnder, psychedelischer Zerflossenheit. Vor allem das tighte Zusammenspiel lässt erkennen, dass die drei Kopeckys schon einige Zeit zusammen musizieren. Dennoch: was bei den Vorgängern noch gut funktionierte, kommt beim kritischen dritten Album etwas orientierungslos daher. Die Ansätze sind wie immer gut erdacht, aber eigenartig ereignislos rauscht die Umsetzung am Ohr vorbei. Es bleibt einfach nichts so recht hängen. Weder findet man richtig prägnante Riffs, überraschende Wendungen, noch anhaltend griffige Ideen, was aber auch an den eigenen Vorlieben und Empfinden liegen könnte. Nicht meine Scheibe, sorry!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004