CD Kritik Progressive Newsletter Nr.44 (06/2003)
Nexus - Live at Nearfest 2000
(68:19, Record Runner, 2002)
Bisher konnte man sich über die Seite von Studio M in Internet den Mitschnitt vom Auftritt von Nexus im Rahmen des NEARfests 2000 lediglich in Monoqualität downloaden. Rund 2½ Jahre nach diesem Gig brachte das brasilianische Label Record Runner jetzt eine offizielle Veröffentlichung heraus, die neben Stereoqualität, auch noch optisch diesen Gig entsprechend würdigt: im Booklet gibt es zehn Seiten mit Bildern der inzwischen anscheinend aufgelösten argentinischen Band. Nexus gehören bzw. gehörten unbestreitbar zu den besten Prog Bands aus Südamerika der letzten Jahren. Ihr Stil kann grob als sinfonischer, teils komplexer Progressive Rock mit Emerson-artigen Keyboards und jeder Menge Retroeinlagen, umschrieben werden, eine CD Kritik ihres 2001 erschienenen Albums "Metanoia" kann in PNL Nr.37 nachgelesen werden. Ihr NEARfest Auftritt bestand zum Großteil aus dem Material ihres ersten, keineswegs schlechteren Albums. Die Titel sind zwar alle in englisch angegeben, die aber gelegentlich zum Mikrofon greifende Mariela Gonzalez (wurde bereits weiter vorne im Heft mit ihrer aktuellen Band Atempo erwähnt) singt ausschließlich in spanisch. Neben der ausladenden Emotionalität ihres Sangesorgans, sind es vor allem Keyboarder Lalo Huber und Gitarrist Carlos Lucena, ohne dass sich dabei die Rhythmusfraktion verstecken müsste, die dominant und äußerst virtuos den Sound der Band aus Buenos Aires bestimmen. Immer hochmelodisch, aber ebenfalls mit dem nötigen progressiven Grundcharakter, Breaks und Überraschungen, sowie einer unterschwelligen Härte ausgestattet, reicht deren Repertoire von Schwingungen in sphärischen Höhen bis hin zu einer bodenständiger Sinfonic Rockmelange. Nexus wiederlegen in jeglicher Hinsicht den Vorurteil einer Exotenband, denn abgesehen von der südamerikanischen Heimat und dem expressiven spanischsprachigen Gesangsstil der Frontfrau, findet man hier sehr viel wieder, was auch europäischen Ohren bekannt vorkommt und sicherlich auf Zustimmung stoßen sollte. Vielleicht bekommt die Band durch die Veröffentlichung von "Live at Nearfest 2000", so etwas wie eine zweite Chance und mancher begibt sich danach geläutert auf die Suche ihrer beiden, ebenfalls ansprechenden Studioalben.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003