CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)

Le Orme - Elementi
(42:35, Crisler, 2001)

2x Italien, 2x Bands, die bereits in den 70er aktiv waren und 2x ein qualitativ vollkommen verschiedenes Ergebnis. Doch möchte ich keineswegs auf die noch folgende Kritik von Osanna's Comebackalbum vorgreifen, vielmehr soll als erstes der Blick dem aktuellen Album von Le Orme gelten. Vor rund sechs Jahren erschien mit "Il fiume" ihr letztes Studiowerk (über "Amico di ieri" mit alten Hits in neuem Gewand blicken wir mal geflissenhaft hinweg) und damals schrieb ein gewisser Herr Selm, der zum damaligen Zeitpunkt noch keinerlei Ahnung von der Klasse von Le Orme hatte, geschweige denn eine ihrer CDs aus den 70ern gehört hatte: "doch als richtig vom Hocker reißend geht diese Aneinanderreihung von schönen Klängen mit progressiven Charakter für mich einfach nicht durch." Ach ja, man ist ja lernfähig und nach dem Durchforsten des sehr abwechslungsreichen Backkatalogs der Italiener, sieht meine Meinung zum aktuellen Werk "Elementi" wesentlich fundierter und gleichzeitig viel positiver aus. "Elementi" ist eine 14-teilige Suite, die sich, der Titel lässt es unschwer erahnen, mit den vier Elementen Wind, Erde, Wasser und Feuer genau in dieser Reihenfolge beschäftigt. Und es scheint Le Orme haben nichts von ihrer Klasse der Vergangenheit verlernt. Zwar klingen sie im Gesamteindruck soundmäßig schon zeitgemäß, doch der Ursprung, die Rückbesinnung auf die 70er wird mit keiner Note geleugnet - und das ist gut so. Die nahtlos ineinandergehenden Stücke wechseln sich in Tempo und emotionaler Ausstrahlung ab, neben ruhigen, lyrischen Momente (natürlich darf da auch eine Sitarpassage nicht fehlen) gibt es zudem genügend Passagen, bei der das Quartett die Muskeln in beeindruckender Leichtigkeit spielen lässt. Die Keyboards liefern manch schönes Solo ab, die Gitarren glänzt da schon wesentlich weniger, aber alles ohne dass man sich dabei in ausufernde Selbstgefälligkeit verzettelt. Eine fast ausgeglichene Balance zwischen Gesangs- und Instrumentaltiteln sorgt für inhaltliche Abwechslung und klangliche Tiefe. Dieses Album macht von vorne bis hinten einfach Spaß, sofern man natürlich etwas mit der italienischen, leicht mit Pathos versehenen Variante von Progressive Rock anfangen kann. Ansonsten: ein wahrhaftes Klassealbum und ein absolutes, uneingeschränktes Hörvergnügen! Übrigens: ich wurde für diese Kritik keineswegs mit einem Promoexemplar bestochen, noch kriege ich irgendwelche Prozente bei Bestellungen aus Deutschland.

Kristian Selm



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