CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)
Osanna - Taka Boom
(55:44, Afraka, 2001)
Nach einer geradezu lächerlichen Pause von 23 Jahren, hat sich die italienische Progressive Rock Legende Osanna um die beiden Originalmitglieder Lino Vairetti (Gesang) und Danilo Rustici (Gitarre) reformiert. Mit dieser erneuten Reinkarnation wollten die beiden in zeitgemäßen musikalischen Umfeld ihren Beitrag, ihre Vision als selbstbetiteltes "Rückrat" der italienischen Rockmusik leisten. Und so enthält "Taka Boom" jede Menge Klassiker die Band, mit aktuellen Sounds aufgepeppt, komplett neu eingespielt, arrangiert und aufgenommen. Vier neue Titel runden den gewagten Schritt ins neue Jahrtausend ab. Wie schon der letzte Satz erkennen lässt, ist diese Aktion nicht unbedingt von durchschlagendem Erfolg gekrönt. Woran liegt's? Da wäre zum einen der steril klingende Elektro-Rhythmus, der sicherlich gut den Zeitgeist wiederspiegelt und selbst fast 30 Jahre alte Titel zeitgemäß vor sich hintickern lässt. Doch irgendwie geht dadurch auch ein lebendiges Element der Musik flöten. Zudem wirken die gelegentlichen Rapeinlagen, wie z.B. bei "L'uomo" eher aufgesetzt, als fürs Gesamtkonzept schlüssig. Dies steht nur stellvertretend dafür, das man bei "Taka Boom" den Eindruck nicht los wird, dass sich Osanna eher anbiedern, als nach einer origineller Weiterführung ihres musikalischen Schaffens zu suchen. Dass es die Veteranen spieltechnisch immer noch auf dem Kasten haben, beweisen die vielen gelungenen Soloteile, der gelegentlich recht verspielte Grundrhythmus, der emotionale, eben typisch italienische Gesang von Lino Vairetti. Doch vieles klingt eben nur nett, eine Spur zu schwülstig, zu glattgebügelt - die echten Emotionen, die Tiefe der Originale verpuffen so leider in edler Mittelmäßigkeit. Wo in den 70er verspielte Passagen zu hören waren, es die Band auch mal richtig krachen ließ, bekommt man stattdessen heute nur noch abgespeckten Variationsreichtum und Dynamik. Interessanterweise klingt dafür die lieblos nach knapp 50 Sekunden ausgeblendeter Unplugged Version von "L'uomo" ohne technischen Schnick-Schnack richtig gut und überzeugend. So wird aus "Taka Boom" leider ein Wiederhören mit sehr bitterem Beigeschmack. Denn mehr als einen sicherlich gut produzierten und aktuell klingenden Neuaufguss, der aber niemals an die Vergangenheit heranreicht, bekommt man hier nicht geboten. Dass man sich auch anders im neuen Jahrtausend präsentieren kann, dass haben P.F.M. auf ihrem letzten Album "Serendipity" vorgemacht, Osanna scheitern jedoch ganz elegant an ihrem eigenen Vorhaben.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002