CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)
Crack - Si todo hiciera
(40:53, Si-Wan-Records, 1978)
Klasse, dass in letzter Zeit immer wieder spanische Artrock-Schätze der 70er Jahre durch Neuauflagen der Vergessenheit entrissen werden. Mit der gekonnten und genau richtig dosierten Mischung aus Symphonik und Pathos erinnern Gruppen wie Tirana oder Canarios stark an italienischen Vorbilder wie Banco und PFM (Zum Beispiel gehört das Album "Ciclos" von Canarios wirklich in jede Sammlung. Es zählt zu den besten Veröffentlichungen anspruchsvoller Rockmusik überhaupt und stellt selbst vergleichbare italienische Werke in den Schatten, erhältlich jetzt auch in einer spanischen Fassung mit sehr gutem Booklet!). Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn das einzige Album "Si todo hiciera" der aus Gijón stammenden Gruppe Crack aus dem Jahr 1978 geradezu Kultstatus besitzt. Leider kommt es heute nur als teurer Korea-Import daher, dennoch ist die Anschaffung lohnend, wenngleich man keinen so genialen Geniestreich wie bei Canarios erwarten darf. In der klassischen 5-Mann-Besetzung gibt es 40 Minuten Artrock, dominiert von dem analogen Keyboardsound Mento Hevias. Alle sieben Stücke leben von ihren wunderbaren Melodien, die von dem ausschließlich in spanisch gehaltenem Gesang getragen werden, bevor die Keyboards oder auch mal die feine Gitarrenarbeit von Rafael Rodríguez diese in dramatische Zuspitzungen trieben. Ein Album voller Emotionen, als Vergleich sei hier Bancos "Io sono nato libero" genannt, auch wenn Crack diese Klasse nicht ganz erreicht. Dazu fehlt es den Spaniern an dieser eigentümlich komplexen Eleganz, die z.B. Banco auszeichnet, gerade dann, wenn sich Großes entwickeln könnte, suchen Crack lieber wieder die Sicherheit melodiöser, harmonischer Fahrwasser auf. Insgesamt ist jedoch "Si todo hiciera" ein absolut empfehlenswertes Album. Insbesondere wenn man sich die Zeit zum mehrmaligen Anhören nimmt, wachsen die Stücke ungemein und die Melodien blieben haften. Was nun noch fehlt, ist eine vernünftige Ausgabe des Klassikers, ohne koreanische Schriftzeichen, dafür aber mit ausführlichen Linernotes.
Meinhard Foethke
© Progressive Newsletter 2002