CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)
darXtar - Tombola
(69:09, Record Heaven, 2001)
Was lange währt... Seit 1996 werkeln die schwedischen Space Rocker darXtar im heimischen Studio an ihrem epochalen Konzeptwerk "Tombola" herum, dem nach eigenen Aussagen bisher ambitioniertesten Album in der mehr als 12-jährigen Bandgeschichte. Rund zwei Jahre waren sie auf der Suche nach einem passenden Label, bis sich Record Heaven letztendlich bereiterklärte, dieses Album zu veröffentlichen. Hält "Tombola" den eigenen höheren Ansprüchen statt? Auf jeden Fall wirkt es beim ersten Anhören als das bisher reifste und ausgewogenste Album von darXtar, die sich auf ihren Vorgängern "Daybreak" oder "Sju" noch auf der Suche der eigenen Identität im Stilmix zwischen Space / Psych / Acid / Progressive Rock befanden. Nun ist "Tombola" zwar stilistisch ebenfalls sehr vielschichtig - selbst 60s Westcoast Sound mit unterschwelligem Surf Sound, nebst abgefahrener Punk(!) Elemente und saftigem Hard Rock feiern einen kurzen Auftritt - doch macht das Album insgesamt einen wesentlich aufgeräumteren Eindruck. Besonders prägnant tritt auf diesem Werk immer wieder die Violine in den Vordergrund, die somit als Kontrast zu flirrenden Gitarrenakkorden und sphärischen Keyboardteppichen, folkloristische Anleihen in den Sound einweben kann. Dagegen gehört, wie auch bereits bei den Vorgängern, der Gesang eher in die Sparte unauffällig. Andererseits passt das leicht leiernde, ausgefranst und unausgeschlafen wirkende Organ, natürlich bestens zum Grundcharakter der Musik, die oftmals in einem anderen Kosmos zu spielen scheint - typischer Space Rock eben. darXtar sind dann immer besonders stark, wenn sich von den eigenen Klangwelten treiben lassen und in bester Hawkwind Manier Gitarren und Keyboards zu gewaltigen Soundgewittern anschwellen. Die Gitarre röhrt, die Synthies blubbern durchs All - so wächst mancher Trip auf einmal zu beschwörenden, gigantischen Momenten an. Schade nur, dass darXtar nicht über das gesamte Album, dass manchmal richtig mitreißende Niveau halten können. So sorgen auch weniger beeindruckende Passagen für ein unwillkürliches Abflauen der sorgsam aufgebauten Spannung. Wenn man den Zahlen im beiliegenden Presseinfoblatt trauen darf, so erreichten die bisherigen darXtar Veröffentlichungen gerade so noch vierstellige Auflagenzahlen. "Tombola" könnte jetzt für den benötigten Aufschwung sorgen, bleibt abzuwarten, wie groß die Space Rock Gemeinde heute wirklich noch ist. Das richtige Futter wird ihr auf jeden Fall mit diesem Werk geboten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002