CD Kritik Progressive Newsletter Nr.33 (12/2000)

King Crimson - Heavy construKCtion
(70:32 + 58:48 + 67:41, DGM, 2000)

Mit gemischten Gefühlen betrachtet der Unterzeichnende die musikalische Wiederauferstehung King Crimsons in diesem Jahr. Das Studioalbum "The construKCtion of light" konnte musikalisch nicht voll überzeugen, zu gewollt, zu offensichtlich war der Versuch, die Musik an die nervösen Ergebnisse der ProjeKcts (hier v.a. ProjeKct 4 und ProjeKct X) anzuknüpfen. Keine besonders glückliche Entscheidung, wurde doch die Balance, die zwischen Belews Songwriting und Fripps (nicht immer nachzuvollziehenden) Experimentierfreudigkeit gestört, Trey Gunn und v.a. Pat Mastelotto rückten musikalisch und kompositorisch in den Vordergrund, ohne die Lücke, die Levin und Bruford hinterließen füllen zu können. Das Ergebnis klingt nicht überragend, ungewöhnlich provisorisch und unausgereift für Crimso. Auch die Performance der Tour konnte mich nicht recht überzeugen, die Schwächen des Albums waren zwar durch die Bühnenpräsenz der Band gemindert, nicht aber behoben. Umso erstaunlicher ist das nun veröffentlichte Live-Album "Heavy construKction". Was dem Album fehlt (eine eigene Seele, nicht jene gestohlene aus den ProjeKcts), was möglicherweise im allgemeinen Klangbrei auf Konzerten unterging, hier auf "Heavy construKCtion" ist es wieder greifbar, jenes besondere Crimso-Feeling. Endlich befreit vom rigiden Korsett der übertechnisierten Produktion des Vorgängers, gelingt es dem Hörer die neuen Songs (endlich) zu verstehen, wahrlich eine Wohltat diese Songs zu hören und sie auf Anhieb mögen zu können. Alle Titel des aktuellen Albums klingen ausgereifter, dreckiger, die Improvs sind crimsonesque (im besten Sinne des Wortes), dazu gibt es (wenig) Altes, wie etwa eine völlig umarrangierte Version von "Cage" oder einer akustischen Version von "Three of a perfect pair", ja sogar der alte Bowie- Gassenhauer "Heroes" kommt hier zu neuen Ehren. Alles könnte glatt laufen, hätten sich die Crimsos nicht auf CD3 des Albums genötigt gefühlt, eine Art Patchwork zusammenzufrickeln, das wieder fatal nach den schon zur Genüge ausgelutschten ProjeKcts klingt. So bleibt diese dritte CD reine Geschmackssache (ich konnte damit spätestens nach dem vierten Stück nichts mehr anfangen) oder andersherum gesagt - wer viel mit den letzten Ergebnissen (ProjeKcts, The construKCtion of light) anfangen kann, der wird auch diese dritte CD des Albums mögen, wer auf der Suche nach einem legitimen und nachvollziehbarem Nachfolger für King Crimson à la "Thrak" zu hören, der wird das eigentliche Doppelalbum mögen.

Sal Pichireddu



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