CD Kritik Progressive Newsletter Nr.30 (05/2000)

Iona - Woven cord
(78:16, Alliance Music, 1999)

Es war ein einmaliges Ereignis als Iona am 29.Mai letzen Jahres zusammen mit dem All Souls Orchestra auf der Bühne in der Londoner Royal Festival Hall standen. Nun ist hat die Zusammenarbeit von Rockgruppen mit klassischen Orchestern schon eine lange Tradition, doch nicht alles was daraus entstanden ist, ist unbedingt von musikalisch wertvollem Gehalt. Bei Iona funktioniert aber das Zusammenspiel hervorragend, wobei das Orchester vor allem zur Unterstützung für die atmosphärischen Parts genutzt wird, um so den meist ruhigen Stücken noch mehr Tiefe und Ausstrahlung zu verleihen und somit diese CD zu einem echten Hörgenuss reifen zu lassen. Nachdem das letzte Studioalbum "Journey to the morn" mittlerweile schon fünf Jahre alt ist und danach mit "Heaven's bright sun" bereits ein Doppellivealbum veröffentlicht wurde, stellt sich natürlich die Frage nach dem musikalischen Neuerungen von "Woven cord". Zum einen gibt es mit der alleine vom Orchester gespielten "Overture" und dem instrumentalen Titelsong zwei bisher unveröffentlichte Tracks, ansonsten wird gleichmäßig auf alle vier, bisher erschienenen Studioalben zurückgegriffen. Zum anderen gibt es zwischen "Heaven's bright sun" und "Woven cord" keinerlei Titelüberschneidungen, denn Iona haben sich besonders Songs ausgesucht, bei denen es Sinn macht, sie durch Orchester aufzuwerten bzw. ihnen neue Facetten zu verleihen. So sind zwar die ruhigen, folkloristischen Lieder, die vor allem von der unglaublichen Stimme der Frontfrau Joanne Hogg leben, in der Überzahl, doch sinfonischer, progressiver Bombast wie das über zwölf Minuten lange "Encircling" oder auch "Matthew - The man" und vor allem das bisher unveröffentlichte "Woven cord" bieten dazu einen perfekten Ausgleich, wenn abwechselnd Gitarrist Dave Bainbridge die Saiten bemüht oder auch Troy Donockley mannigfaltig Flöten bzw. Uilleann Pipes erklingen lässt. "Woven cord" ist ein Album zum Zurücklehnen und Zuhören, welches eindrucksvoll beweißt, dass Iona es nicht nur grandios verstehen keltische Einflüsse mit sinfonischer Eleganz zu verschmelzen, sondern auch einem Orchester Raum zur Entfaltung bieten. Ein begeisterndes Erlebnis.

Kristian Selm



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