CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)
Iona - Journey into the morn
(78:23, Alliance Music, 1995)
Zwei Jahre sind seit der letzten CD "Beyond these shores" vergangen, aber jetzt melden sich Iona wieder zurück. Kleinere Umbesetzungen wurden vorgenommen, Nick Beggs (ex-Kajagoogoo, ex-Ellis Beggs & Howard) wurde durch Tim Harries am Bass ersetzt und ein weiterer Mitspieler für die akustischen Parts engagiert. So fehlen jetzt leider die ausgezeichneten Künste von Mr.Beggs am Chapman Stick, stattdessen ist ab und zu ein normaler Bass zu hören. "Journey into the morn" bietet die von den vorherigen drei Alben bekannte ruhige, teils sphärische, sehr melodische Folk Rock Mischung mit gelegentlichen gigantischen Gitarren Soli. Doch trotzdem ist diese CD etwas anders, da der absolut tolle Gesang von Joanne Hogg noch mehr im Vordergrund steht und der Großteil der Lieder eher verhalten akustisch vom Arrangement her ist. Ionas Musik geht wie eh und je prima ins Ohr, da sie von schönen, eingängigen Harmonien getragen wird. Sie ist sowohl als Hintergrundmusik, wie auch zum entspannten Hinhören geeignet. Die Texte haben christliche Themen und die Schönheit der Natur zum Inhalt, sind dabei aber nicht zu abgehoben und die Stimme von Frontfrau Joanne Hogg nimmt einen gleich gefangen. Die folkloristischen Ursprünge werden durch Einsatz von Tin Whistle, Uilleann Pipes und andere Instrumente erzeugt, somit ist die Musik halbakustischer Elektro Folk mit deutlichem keltischem Einschlag. Was sich jedoch geändert hat, sind mehrstimmige Gesangsharmonien, ein geradliniger Aufbau der Songs und leider auch zu wenig begeisternde Soli. Wobei ich schon beim Schwachpunkt wäre. Gab es bei den Vorgängeralben zwischenzeitlich emotionale Ausbrüche, so fehlen dieses bis auf zwei wirklich gigantische Gitarrensoli bei "Inside my heart" und dem 11½ minütigen Longsong "Encircling" fast völlig. Somit ein atmosphärisches Album, welches von der Stimme getragen und von den Instrumenten unterstützt wird. Die ruhigen Lieder gewinnen deutlich die Oberhand. Der progressive Anspruch wird durch Gastmusiker Robert Fripp angedeutet, dessen Künste jedoch nicht weiter auffallen. Zumindest verspielte Strukturen und sinfonische Zwischenteile in den anderen Liedern gehen etwas in diese Richtung, allein das Instrumental "Heaven's bright sun" und der Schlussteil von "Bí-se i mo shúil - Part 2", rhythmisch anspruchsvoll, geprägt vom folkloristischen Touch und sehr orchestral, schlagen in diese Kerbe. Wem Iona bisher gefallen hat, der wird sicherlich an diesem Album auch seine Freude haben, sofern die sehr ruhige Gesamtstimmung des Albums für die persönliche Beurteilung keinen Nachteil darstellt. Daher sollte man tunlichst vermieden dieses Album zu später Stunde anzuhören, denn sonst geht es einem wie mir, da ich schwer mit dem Einschlafen zu kämpfen hatte.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996