CD Kritik Progressive Newsletter Nr.27 (09/1999)
Baja Prog '98
(74:01, Musea, 1999)
Die mexikanische Band Cast hat nicht nur den etwas zweifelhaften Ruf, einen unglaublichen CD Output zu erzeugen, sie haben sich auch als Veranstalter des jährlich in ihrem Heimatort Mexicali stattfinden Baja Prog Festivals einen Namen gemacht. Ausschnitte der letztjährigen Auflage gibt es nun auf dieser CD zu hören. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die fließenden Übergänge zwischen den Bands, der Applaus kommt kaum zur Geltung. Ein- und Ausblenden hätten sicherlich geholfen, die Bands voneinander abzutrennen. Vertreten sind insgesamt sechs Bands: Aus Platzgründen wurde auf Salem, Cruz De Hierro und Ten Jinn verzichtet. Den Zusammenschnitt eröffnen Iluvatar, die mit "Savant" einen bisher unveröffentlichten Track präsentieren, der aber ganz in der Tradition ihrer bisher drei erschienen Alben steht. Qualitativ gut gemachter Neo Prog mit amerikanischem Einschlag, insgesamt aber einer ihrer schwächeren Titel. Die aus Panama stammenden Equinox folgen mit "Lonely in your dreams", dem längsten und besten Titels ihres letzten Jahres erschienen Debüts: solider Rock mit progressivem Einschlag. Etwas besinnlicher geht's weiter. Bei XII Alfonso sind es vor allem die ruhigen, weichen Töne, die vorherrschen, getragen von der wunderbaren Stimme Caroline Lafues. Ruhig, vielleicht zu ruhig, fließt die von folkloristischen Einflüssen geprägte Musik angenehm voran. Die wiederum aus den U.S.A. stammenden Puppet Show mischen alt und neu, wobei das Zusammenspiel sicherlich gut ist, der zündende Funke aber nicht überspringt. Cast dürfen mit einem Titel beweisen, wie ausgereift inzwischen ihre Version sinfonischer, progressiver Rockmusik klingt. Die letzte Band des Samplers ist zugleich auch die Beste. Zwei Titel des letzten Studioalbums "Esprit d'amor" verschmelzen bei Minimum Vital in sinfonischer Frische, fröhlichen Gesang und mitreißender Spielfreude. Interessant ist der Sampler vor allem für diejenigen, die vor einem Jahr in Mexicali weilten (aus unseren Breiten werden dies wahrscheinlich wohl nicht so viele Personen gewesen sein), ansonsten ist diese Zusammenstellung eine gute Mischung der melodischen Spielart des Progs, wobei man mit den jeweiligen Studioalben dennoch besser bedient ist.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999