CD Kritik Progressive Newsletter Nr.15 (06/1997)

Minimum Vital - Esprit d'amor
(53:40, Musea, 1997)

Auch hier erst nach vier Jahren wieder ein Lebenszeichen dieser französischen Band. Waren die Stücke auf dem letzten Album "La source" hauptsächlich instrumental, wird bei dieser Scheibe mit Gesang nicht gegeizt. Mit der guten Chanteuse Sonia Nedelec ist das allerdings auch kein Problem. Auch hier wieder Lieder mit Teilen in Französisch, Englisch und v.a. dieser MV-typischen Misch- bzw. Kunstsprache aus allem möglichen. Wie schon im PNL Nr.6 bei "La source" erwähnt, klingt das aber gut, und passt auch zur Musik. Die Gruppe spielt melodischen Prog ohne ins Seichte oder Klischeehafte abzugleiten, was ja erfahrungsgemäß recht schwierig ist. Die Musik ist zugegebenerweise nicht komplex oder extrem durchkonstruiert, und ist daher auch im positiven Sinne eingängig, aber nicht langweilig. Zusätzlich zu den üblichen Instrumenten hat man sich noch Saxophon, Trompete und Oboe dazugeholt, die aber nicht in allen Lieder vorkommen. Die meist zwischen 4 und 6 Minuten langen Stücke bewegen sich im Mid-Tempo-Bereich, schnelle Lieder gibt es nicht, dafür aber ein, zwei Balladen. Der Stil der Gruppe hat sich im Grundsatz nicht verändert, wer aber die alten CDs kennt, dem fallen doch Unterschiede auf. Durch den verstärkten Gesangseinsatz wurden die Keyboards etwas zurückgefahren, was ich bedauerlich finde. So sind auch die bombastischen Momente im Vergleich zur "Sarabandes" oder "La source" dünner gesät. Dies war aber ein Teil der Musik, der sie, in der Kombination mit den anderen Bestandteilen, für mich gerade erst so hervorragend gemacht hat. Damit also ein etwas ruhigeres und rockigeres, weniger progressives Album als früher. Trotzdem nach wie vor eine der besten französischen Bands, die man mal gehört haben sollte.

El Supremo



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