CD Kritik Progressive Newsletter Nr.26 (07/1999)

Dali's Dilemma - Manifesto for futurism
(51:14, Magna Carta, 1999)

Öha, diese Heft wird immer Prog-Metal lastiger. Aber was kann ich armer Schreiberling denn dafür, wenn man in letzter Zeit geradezu mit Veröffentlichungen dieser Spielart überschwemmt werde? Es fällt immer schwerer, die Spreu vom Weizen zu trennen, denn recht oberflächlich betrachtet, klingt vieles ähnlich. Also, Ohren auf, genau zugehört und kritisiert. Dali's Dilemma stammen aus der Schiene Prog-Metal mit euphorischen Melodien Marke Power Metal, was stilistisch der Linie den noch nachfolgenden Divided Multitude entspricht. Doch bei den Jungs aus San Jose verschmilzt die kalifornische Sonne Komplexität und Melodik durchaus kompakt und ansprechend. Was bei europäischen Produktion meist etwas unfertig und holprig wirkt, klingt bei den Amis irgendwie perfekter und ausgereifter. Die Ähnlichkeiten zum großen Wegbereiter von der Ostküste sind wieder mal unschwer zu erkennen, wobei Dali's Dilemma mehr auf Ohrenfreundliches bauen, als nur die Axt kreisen zu lassen. Sänger Matthew Bradley beweist Shouterqualitäten, die Rhythmusmaschine um Schlagzeuger Jeremy Colson und Bassist Steve Reyes läuft gut geölt, Griffbrettartist Patrick Reyes streut hier und da seine Stilblüten, allein Keyboarder Matt Guillory bekommt wie so oft nur eine Statistenrolle mit gelegentlichen Einwürfen zugeteilt, obwohl er bei einigen Magna Carta Projekten (z.B. Explorer's Club) schon etwas mehr von seinem Können zeigen durfte. Insgesamt ein mehr als ordentlicher Versuch, wer aber noch all diese Produktionen kaufen soll, wissen die Labels wahrscheinlich selber nicht. Bei Dali's Dilemma kann man aber immerhin mit guten Gewissen über die Anschaffung nachdenken.

Kristian Selm



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