CD Kritik Progressive Newsletter Nr.22 (09/1998)
Explorers Club - Age of impact
(53:31, Magna Carta, 1998)
Die Welle der Bandprojekte Marke "Prog-Supergruppe" reißt nicht ab. Und wieder einmal haben sich die vielen bekannten Köpfe unter dem Dach von Magna Carta versammelt. Das Cover gibt gleich Aufschluss, dass im Innern so illustre Könner wie Terry Bozzio (u.a. ex-UK), John Petrucci und James LaBrie (beide Dream Theater) oder auch Altmeister Steve Howe (na, wo hat der wohl gespielt?) auf einem Haufen versammelt sind. Weiterhin sind noch ca. 10 andere Musiker von der Partie, hauptsächlich von Magna Carta Bands. Federführend bei diesem Projekt war Magellan-Chef Trent Gardner, der die Musik schon im Juni 1997 geschrieben hatte und ein Jahr später das Ganze dann auch produziert hat. Folgerichtig hört man schon einen deutlichen Magellan-Einfluss heraus, d.h. bombastischer Heavysound und lange Lieder (16, 8, 8, 9 und 11 min). Andererseits ist diese CD lang nicht so komplex wie Magellan, dafür wurde mehr Zeit auf Soli verwandt, was ja klar ist bei den vielen Gastmusikern. Es kommt durch diese abwechselnd auftauchend Solisten immer wieder mal eine etwas andere Richtung auf. Hier ist v.a. John Petrucci zu nennen. Immer wenn er die Saiten quält, macht sich Dream Theater-Einfluss breit. Er ist auch der Gastmusiker, der, inhaltlich wie auch von der Spielzeit her, der CD am meisten seinen Stempel aufdrückt. Die Mischung aus den massiv-dröhnenden (Magellan)Bombastteilen von Trent Gardner und dazu die hervorragende (Dream Theater)Saitenakrobatik von Petrucci, das ist wirklich ein Mix vom allerfeinsten. Das wird besonders in den langen Monsterstücken "Fate speaks" und "Last call", die auch Anfang und Ende des Albums bilden, klar. Danach ist man echt platt! So eine Musik würde ich mir heute von Dream Theater wünschen. Drei Stücke sind Abgeh-Nummern, Track 2 und 4 eher langsam angelegt. Diese zwei sind auch die Schwachpunkte des Projekts. Vor allem Nr. 2 finde ich nicht sehr gelungen, da er ziellos nur so vor sich hinplätschert. Titel 4 "Time enough" ist da schon besser. Hier vernimmt man auch das (einzige) akustische Solo von Steve Howe, das nicht gerade sehr lang ist und zugegeben auch nicht besonders technisch interessant. Dafür sehr stimmungs- und gefühlvoll. Das ist übrigens auch der Einsatzplan auf dem gesamten Album. Die sogenannte "Rhythmn section" mit Terry Bozzio, Billy Sheehan, Trent und Wayne Gardner ist immer voll aktiv. Dazu kommen dann wechselnde "Lead vocalists" (Bret Douglas, Matt Bradley, James LaBrie und D.C. Cooper). Schließlich treten nur in einzelnen Soli die "Soloists" Steve Howe, Derek Sherinian, James Murphy, Michael Bemesderfer, Frederick Clarke und Matt Guillory jeweils kurz auf. Für mich ganz klar das beste Supergruppen-Projekt bisher, dominiert von Trent Gardner, John Petrucci und Terry Bozzio. Die machen den Sound aus. Alle anderen sind, das muss man so hart sagen, aufgrund ihres jeweils nur kurzen Erscheinens eher unwichtig. Heavy-Bombast-Prog in Spitzenbesetzung - davon bitte schnellstmöglich mehr!
El Supremo
© Progressive Newsletter 1998