CD Kritik Progressive Newsletter Nr.13 (03/1997)

Progfest '95
(71:59 + 55:30, Musea, 1996)

Rund 1½ Jahre nach seiner Veranstaltung hat Musea jetzt den traditionellen Rückblick auf das Progfest '95 veröffentlicht. Vertreten sind auf dieser Doppel CD alle damals beteiligten Bands, mit Ausnahme von Pendragon, deren Aufnahmen der schlechten Soundqualität zum Opfer fielen. Jede Band bekam zwischen 15 - 30 Minuten Raum, um sich repräsentativ vorzustellen. Eröffnet werden die über 2 Stunden Musik mit Ars Nova. Auf den drei Stücken "Morgan", "Jihad" und "Danse macabre" gibt es den gewohnt virtuosen, melodischen Keyboard-Prog in ausgezeichneter Liveabmischung zu hören. Die schwedischen Landberk zeigen sich mit "Kontiki", "Dream dance" und "Time" mehr von ihrer rockigeren und sperrigen Seite, im Gegensatz zum Livealbum "Unaffected", auf dem es doch meiner Ansicht nach zu ruhig zuging. Die verzerrte Gitarre von Reine Fiske und wunderschöne Mellotronklänge machen diese Band immer wieder zu einem Hörerlebnis. Die erste CD beenden Deus Ex Machina, über deren musikalischen Stil ja die Meinungen sehr auseinandergehen. Abgedrehte Instrumentalteile, lateinischer Gesang und scheinbares kompositorisches Chaos sorgen bei den Einen für Entzücken, die Anderen schalten entsetzt ab. Zur Erholung schalten die norwegischen White Willow, als erste Band auf der zweiten CD, einige Gänge zurück, ohne jedoch an Dramatik zu verlieren. Melancholische Träumereien mit Tiefgang und Schwermut, wo aber auch schon mal kräftig in Hammond und Geige gegriffen wird. Auf Spock's Beard gehe ich an dieser Stelle nicht näher ein, mehr in der später besprochenen Kritik "The official live bootleg". Von den nachfolgenden Solaris gibt es ebenfalls einen Komplettmitschnitt ihres Auftritts auf dem Progfest als Doppel CD "Live in Los Angeles". Die reine Instrumentalmusik wird abwechselnd von Flöte, Keyboards und Gitarre dominiert. Teils sehr symphonisch, voll bombastischer Elemente und Tempo, teils ruhiger gehalten, dienen die vier Titel als sehr guter Einstieg in die Musik der Ungarn. Abgerundet wird dieser Sampler durch ein reich bebildertes und mit den jeweiligen Diskographien der Bands versehenes Booklet.

Kristian Selm



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