CD Kritik Progressive Newsletter Nr.6 (12/1995)
Landberk - Unaffected
(59:41, Melodie & Dissonanze, 1995)
Wenn in Deutschland schon niemand anderes unverständlicherweise über diese Gruppe schreibt, dann tue ich es wenigstens. Das Desinteresse könnte daran liegen, dass zu wenigen diese Mischung aus sehr ruhigen Teilen, teilweise vorwärts treibenden Rhythmen, die beim ersten Hören etwas unaufdringlich wirken, gefällt. Aber auch bei mir hat es etwas länger gedauert, aber wer dies Gruppe einmal live erlebt hat, den fesselt letztendlich die musikalische Intensität und Präsenz der fünf Schweden. Bei "Unaffected" handelt es sich um ein Live-Album, das, bis auf die Studioneuaufnahem von "Undrar orn ni ser" (schwedische Version von "Lonely land"), komplett, hingegen der Angabe im Booklet, am 15.1.1995 in Würzburg bei Charly Heidenreichs "Freakshow" vom TJ Soundmobil mitgeschnitten wurde. Die Qualität ist sehr gut, da direkt vom Mischpult aufgenommen und bietet 50 Minuten des damaligen, insgesamt 110 minütigen Auftritts. Als besonderer Leckerbissen beginnt die CD mit "Afterwards", einer Coverversion von Van Der Graaf Generator, meiner Meinung nach entschieden besser als das Original, vor allem durch den Einsatz des Mellotrons. Wobei ich schon bei dem besonderen Schwerpunkt der Musik wäre. Gerade wer auf Mellotron steht, ist mit diesem Album bestens bedient, da es hier verstärkt zum Einsatz kommt. Wie auch schon auf den Studioalben tritt aber daneben ebenso die total verzerrte Gitarre in den Vordergrund. Bei der Songauswahl wurde hauptsächlich auf die ruhigeren, eher getrageneren Stücke der ersten Scheibe "Lonely land" zurückgegriffen, die dazu auch noch alle in schwedisch gesungen sind. Vom letzten Album "One man tell's another" befindet sich hingegen nur "Rememberance" auf dem Album. Eine etwas ausgewogenere Mischung zwischen neuen und alten Songs wäre sicherlich etwas repräsentativer gewesen, gerade die live besonders begeisternden Stücke, wie "Marie & Anna", "Kontiki" oder "Tell" hätten es sicherlich verdient gehabt, veröffentlicht zu werden. Vielleicht aber gibt es irgendwann einmal "Unaffected 2" und die erwähnten Songs finden dann Berücksichtigung. Trotzdem ist diese CD ein deutlicher Beweis der Live Qualitäten von Landberk, da auch nachträglich keine Veränderungen vorgenommen wurden, abgesehen davon, dass einige recht lustige Ansagen rausgeschnitten wurden. Hier ist musikalisch wirklich nur das zu hören, was damals aus den Boxen kam.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1995