CD Kritik Progressive Newsletter Nr.13 (03/1997)
Kenso - Zaiya Live
(68:26, King Records, 1996)
Und nun mal wieder ein freudiges Ereignis aus Japan. Nein, keine der Ars Nova-Mädels hat ein Kind bekommen, sondern es steht wieder eine Live-CD von Kenso an, der Band, die mehr Live-Alben als Studioproduktionen herausbringt. O.k., hier habe ich mal wieder das stilistische Mittel der Übertreibung eingesetzt, aber es gibt wohl wenig Bands, bei denen unter den insgesamt 11 Alben immerhin 5 aus Konzertmitschnitten bestehen. Da aber erfahrungsgemäß diese Live-CDs immer ein Leckerbissen sind, geht das schon in Ordnung. Hier präsentieren die fünf Asiaten, wie immer mit zwei Keyboardern, mal wieder genialen Jazz Prog, der Maßstäbe setzt. Sehr ausgewogen, mal flott, mal ruhig, aber immer interessant. Da die Jazzeinflüsse, auch für Prog-Hörer, wie immer verträglich sind, dürfte nach meiner bisherigen Missionsarbeit im Rahmen von Kenso-Kritiken die Zahl derer, die bei dem Wort mit dem großen "J" und den zwei kleinen "z" zusammenzucken, hoffentlich kleiner geworden sein. Also auch an dieser Stelle mal wieder der Tipp, reinhören und selbst entscheiden. Die Musiker liefern gekonnte Instrumentalmusik ab, anspruchsvoll, aber nie mit Komplexität überladen. Auch die Produktion ist wie gewohnt gut, obwohl im Booklet extra erwähnt wird, dass dieses Konzert (übrigens das erste seit 3½ Jahren!) nur eine 2-Spur-Aufnahme ist, und es "includes parts that may be difficult to hear". Welche parts die Jungs da gemeint haben ist mir zwar schleierhaft, denn ich kenne die Studiotracks dazu und auch andere Liveaufnahmen dieser Stücke. Und da wären wir schon beim einzig negativen Punkt dieser Scheibe - übrigens genau derselbe, wie bei meiner letzten Besprechung des Livealbums "Inei no fue. Live Vol.2". Bei so vielen Liveproduktionen passiert es zwangsläufig, dass sich die Lieder überschneiden. So auch hier wieder geschehen, denn ich kannte von 13 Tracks sehr viele schon von anderen Live-Scheiben. Dafür gibt's drei neue Lieder, wobei v.a. das letzte "Zaiya kara no kikan" recht fetzig daherkommt. "Es" ist ein reiner Keyboardtrack mit Gequietsche und Geblubber, der in seinen Sounds teils stark an Eddie Jobson auf seinem Soloalbum "Zinc - The green album" erinnert. Wie immer ist Kenso schwer zu bekommen, doch dieses mal gibt es die CD wenigstens noch, also einfach mal einen Mailorder-Menschen Eurer Wahl befragen.
El Supremo
© Progressive Newsletter 1997