CD Kritik Progressive Newsletter Nr.9 (06/1996)

Pekka Pohjola - Everyman / Jokamies
(37:40, Pohjola Records, 1983)

Da bin ich doch ganz böse reingefallen. Nicht überall wo Pekka Pohjola draufsteht, ist auch unbedingt das Erwartete drin. Gefiel mit der finnische Musiker im letzten Progressive Newsletter mit seinem 1976 erschienen "Keesojen letho" wirklich sehr gut, so hat er sieben Jahre später mit "Jokamies" leider nur einem Soundtrack zu einem Fernsehfilm abgeliefert. Im Booklet kann sich Rezensent Robert Silverstein kaum vor Enthusiasmus ob dieses phänomenalen musikalischen Meisterwerkes bremsen. Leider kann ich seine Lobeshymne nicht vollständig nachvollziehen. Die Musik ist düster und mysteriös, passt somit zwar hoffentlich perfekt zum Film des finnischen Regisseurs Hannu Heikinheimo, aber nur zum Anhören allein reichen, diese von Synthesizerpassagen zugedeckten Lieder, nicht ganz. Auch fällt mir es nicht leicht, die angesprochenen progressiven Schnörkel wiederzufinden. Vielmehr erklingen hauptsächlich schwere und dunkle Akkorde. Zwar gibt es neben Synthesizern und Piano auch noch Gitarre und Schlagzeug zu hören, aber sie erwecken nur eine rudimentäre Impression. Trotzdem möchte ich "Umpikuja / No way out", gleichzeitig das längste Lied mit 7½ Minuten, herausheben. Hier kann man wirklich von einer gelungenen Komposition mit Aufbau und Spannungsbogen reden, wo auch mal Soli von Keyboard und Gitarre zu hören sind. Weitere kleinere Höhepunkte sind "Koraali / Coral", wo die dunkle Stimmung durch einen Chor vertieft wird und "Velkavanki / Goal", welches prächtig daherwabbert. Um den ganzen Tiefgang und die Bedeutung der Musik besser verstehen zu können, wäre es vielleicht hilfreich, den dazugehörigen Film zu sehen. Denn oft sorgt bei Soundtracks der visuelle Eindruck zusammen mit der auditiven Wahrnehmung für den richtigen Eindruck und die Einordnung ins Gesamtwerk. Nach diesem Konglomerat an Fremdwörtern nun die Beurteilung: atmosphärisch sicherlich beeindrucken, lasse ich noch mal Robert Silverstein die finalen Worte sprechen, der "Jokamies" als Meilenstein von modernen instrumentalen Soundtracks sieht und es allen Fans des Progressive Rocks empfiehlt. Möglicherweise bin ich eben doch kein Fan dieser Stilrichtung und habe den wahren Wert dieser CD nicht erkannt.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996