CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)
The Pineapple Thief - Magnolia
(43:03, KScope, 2014)
Standen die Anfangsjahre von The Pineapple Thief - damals übrigens noch ohne "The" - auf der Suche nach der eigenen Identität, so folgte spätestens mit dem 2008er Werk "Tightly unwound" der endgültige Bruch. Man ging weg von atmosphärischen, experimentellen, spacigen Momenten und folgte vermehrt songdienlichen Strukturen mit deutlicher Alternative Rock Schlagseite, auch wenn bei den nachfolgenden Alben immer wieder kürzere Ausflüge in die eigene musikalische Vergangenheit folgten. "Magnolia" macht da keine Ausnahme geht es doch vor allem zu Beginn des Albums mit direkter Gitarrenpower richtig gut ab und dienen ruhige Stücke, Streicherarrangements bzw. flächige Keyboards und melancholische Augenblicke dazwischen immer wieder als Ruhepole. Man darf den Briten attestieren, dass sie es inzwischen sehr gut verstehen, poppige Ideen in ein interessantes, atmosphärisches Korsett zu stecken, so dass es eben nicht nach Allerweltsmusik klingt. Doch überschreitet man mit manchen Einfällen eben auch knapp die Grenze zum Kitsch (z.B. beim Titelsong), rettet sich aber weitgehend in gewohntes Terrain. Schade ist auch, dass manch gut gestalteter Spannungsbogen zu früh abgebrochen wird und man doch mehr im 3-5-minütigen Bereich bleibt, statt sich selbst Raum für mehr Ausgestaltung zu geben und inzwischen komplett auf Longsongs zu verzichten. Gerade in den Details steckt bei The Pineapple Thief viel mehr Potenzial für Offenheit und Tüfteleien, doch scheint man für sich entschieden zu haben, lieber in kompaktem Songbereich auf den Punkt zu kommen. "Magnolia" bietet damit gewohnte The Pineapple Thief Qualität. Leider nicht mehr, aber selbstverständlich auch nicht weniger.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2014