CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)
Gazpacho - Demon
(45:40, KScope, 2014)
Während sich andere Bands bisweilen einmal in ihrer Karriere an ein aufwändiges Konzeptalbum wagen, gehört dieser Ansatz in einer inhaltlich recht düsteren Ausprägung zur fast ständigen Konstanz bei Gazpacho. Die letzten Alben wie z.B. "Misa Atropos" (2011) handelten von Themen wie Angst und Einsamkeit, während der Nachfolger "March of ghosts" (2012) Kurzgeschichten von Erlebnissen von Charakteren jenseits des Todes erzählte. "Demon" setzt diese Tradition fort, handelt dieses Album von einem unbekannten Hausbewohner in Prag, der verrückte, nicht immer erklärbare Dinge erlebt. So nachdenklich und gespenstisch die Inhalte, so ungewohnt unheilvoll gerät der atmosphärische, sanft fließende Art Rock der Norweger. "Demon" hat wesentlich dunklere Momente und zerbrechlichere Ansätze als seine Vorgänger, wartet mitunter mit einigen folkloristischen, sehr spartanischen Momenten auf., während das Schlagzeug minutenlang Sendepause hat. Doch einmal mehr ist es das stimmige Gesamtkonzept, das auch diesem Album sein eigenes Flair verleiht. Durch den Wechsel zwischen akustischen Parts und weit ausholender, sich langsam steigender Dramatik entsteht eine ganz eigene, teils verloren wirkende Stimmung, eine urbane Orientierungslosigkeit mit pessimistischem, aber nicht komplett hoffnungslosen Untertönen. "Demon" ist die Suche nach den eigenen Dämonen, der Versuch nicht erklärbare Dinge in einen musikalischen Kontext zu stecken. Einerseits hat dieses Album die schleppende Schläfrigkeit, das behutsame Ausgestalten von Ideen, die man in dieser Art von Gazpacho kennt. Andererseits ist dieses Album wesentlich düsterer und konzentrierter, fast schon kammermusikalisch mit kratzbürstigen Augenblicken ausgefallen, so dass die Band hier eine ganz neue Facette der eigenen Schaffenskunst offenbart. Ein Album zum genauen Zuhören.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2014