CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)
After Crying - XXV AC Anniversary Concert
(54:09 + 78:22, Periferic Records, 2014)
Ihr 25-jähriges Jubiläum feierten After Crying mit einem außergewöhnlichen Konzert am 9.November 2011 in Budapest vor rund 1.300 Zuschauern. Man schnitt und filmte dieses Konzert mit, so dass die Aufnahmen nun als Doppel CD und DVD (enthält nicht das komplette Konzert, sondern nur den zweiten Teil) vorliegen. Im ersten Teil wird das letzte Studioalbum "Creatura" zum ersten Mal fast komplett live aufgeführt. Der zweite Teil umfasst einen Querschnitt durch die Bandhistorie, wobei dieser zusammen mit einem Sinfonieorchester eingespielt wurde. Zwar gehört "Creatura" in seiner Gesamtheit nicht unbedingt zu den Highlights der Bandhistorie - hier wäre sicherlich das 2003er Album "Show" die bessere Wahl gewesen - dennoch verzeiht man gewisse Längen und Leerlauf, sowie stilistische Unentschlossenheit, denn live sind After Crying immer nochmals um einen Tacken besser als im Studio. Zwar versteht man, sofern man nicht des Ungarischen mächtig ist, nur wenig von den Texten, aber dafür offenbart die Band eine abwechslungsreiche Interpretation zwischen akustischen und elektrifizierten Teilen, die in dieser instrumentalen Vielfalt, von nur wenigen anderen Bands in dieser Vielfalt präsentiert wird. Besonders im Livekontext staunt man immer wieder, welch grandiose Musiker hier am Werkeln sind. Welches musikalische Potenzial letztendlich in der Musik von After Crying wirklich steckt, wird auf CD2 offensichtlich. Gerade zusammen mit Orchester und Gastmusikern gewinnen die sinfonischen Kompositionen nochmals an Tiefe und Ausdruck. Der Wechsel aus neo-klassischen Elementen und kunstvoll verschnörkeltem Art Rock funktioniert hier prächtig und ist ein prachtvoller Hörgenuss vom Allerfeinsten. Natürlich wird hier vom Volumen, Bombast und orchestraler Vollbedienung nochmals eine gehörige Schippe draufgelegt, doch glücklicherweise ist die orchestrale Untermalung keineswegs zu erschlagend und ständig präsent, als dass man hier die Musik unnötig zukleistert. Auch dass komplett in Ungarisch gesungen wird, verleiht der Musik die entsprechende Authentizität. Gelungenes Geburtstagsgeschenk.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2014