CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)

Bigelf - Into the maelstrom
(62:16, InsideOut, 2014)

Bigelf haben das Jahr 2014 zum Jahr der "Elfen" erklärt. Bandleader Damon Fox hatte schon immer eine ganz eigene Art von Humor. Den braucht er auch, denn die letzten Jahre seit der Veröffentlichung vom Vorgänger "Cheat the gallows" waren von einigen Höhe- und Tiefpunkten geprägt. Ging die Band u.a. erfolgreich auf Tour mit Dream Theater, sorgten diverse Line-Up Änderungen für jede Menge Wirbel und Verwirrungen im Bandkontext. Doch die Tour mit Dream Theater hatte auch ihr Gutes: denn mittlerweile sitzt ex-Dream Theater Schlagzeuger Mike Portnoy bei Bigelf hinter der Schießbude, mit dem schwedischen Bassisten Duffy Snowhill ist zudem ein langjähriger Weggefährte wieder an Bord. Gleichzeitig war Portnoy maßgeblich daran beteiligt, dass Bigelf immer noch existieren und eine neue Plattenheimat bei InsideOut fanden. Ansonsten hält Oberelf Damon Fox die Fäden weiterhin fest in den Händen. Der Retro Rock / Prog (im Werbezettel haut man die Stilistik Melodic Prog Doom heraus) hat immer noch jene Art geniale Überdrehtheit, die ihre musikalische Inspiration in den späten 60ern und frühen 70ern findet. Ob nun Beatles Harmonien, die volle Mellotron Breitseite oder psychedelischer, farbenfroher Hard Rock mit Black Sabbath Riffs, in Kalifornien hat man scheinbar deutlich Spaß an der glamourösen Übertreibung. Bei Bigelf setzt man auf feine, druckvolle, direkte Songjuwelen, die ohne Longsong Attitüde und Prog Snobismus auskommen. Zudem erstaunt es, dass sich Mike Portnoy unheimlich zurücknimmt und der Musik den nötigen, schnörkellosen Rockgroove verleiht, der komplett auf technische Spielereien verzichtet. Bigelf sind im Gestern zu Hause, aber dennoch keine Ewig Gestrigen. Vielleicht liegt die Magie der Energie bei Bigelf einfach darin begründet, dass man es seit 1996 auf gerade mal 5 Studioalben brachte und damit immer genügend Zeit blieb, die aufgestaute Power in entsprechenden, gut durchkalkulierten und mitreißenden Dosen loszuwerden. "Into the maelstrom" ist ein weiterer gelungener Beweis dafür.

Kristian Selm



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