CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)
Bigelf - Cheat the gallows
(56:53, Custard, 2008)
Auch wenn fünf Jahre seit dem letzten Studioalbum "Hex" vergingen, haben sich die Retro Helden von Bigelf keineswegs auf ihren Lorbeeren ausgeruht. Mit Christina Aguilera(!) nahm man für das Tributealbum "Make some noise - Save Darfour" das John Lennon Cover "Mother" auf und selbst Alicia Keys bzw. David Grohl (Foo Fighters, Nirvana) outeten sich als Fans der schrägen Vögel aus Los Angeles. Deswegen wunderte es auch nicht weiter, dass z.B. Linda Perry (4 Non Blondes, u.a. Songschreiberin für Pink) den Background Gesang bei einigen Titeln des aktuellen Albums übernahm. Dennoch ist "Cheat the gallows" keine Umkehr zum Pop oder Mainstream, Bigelf haben immer noch einen Riesenspaß daran, hard-rockige Versatzstücke aus den 70ern mit grandiosen Beatles Harmonien, Psychedelic Anleihen und mächtig überdrehtem Prog Bombast zu versehen. So wird das Quartett auf ihrem aktuellen Output teils von Bläsern, teils von Streichern unterstützt, nur damit alles noch eine Spur mehr "over-the-top" klingt. Doch kokettieren Bigelf bisweilen eben auch recht augenzwinkernd mit ihrem völlig überhöhten Ansatz, da man ebenfalls Monty Python-artige Einfälle einbringt. Und gerade diese Selbstironie macht die Amerikaner wiederum sehr sympathisch, da sie sich trotz aller Überdrehtheit eben nicht zu ernst nehmen. Analoges Tasten Equipment (von Mellotron, Hammond und Moog alles dabei), kernig-erdige Black Sabbath / Deep Purple Riffs und der mächtige Rundumschlag durch den progressiven Rock der 70er machen "Cheat the gallows" zu einem wahrhaft überschwänglichen Ritt durch die Musikgeschichte. Da aber Bandleader Damon Fox ebenso ein feines Händchen für griffige Melodien hat, ist diese Retro Reise eben keine verkopfte Bombastorgie, sondern in erster Linie ein launiger Spaß für die Liebhaber des "larger-than-life" Ansatzes. Die Zukunft liegt einmal mehr in der Vergangenheit!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009