CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)
John Wesley - Disconnect
(51:57, InsideOut, 2014)
John Wesley hat in den letzten Jahren vor allem als Gitarrist und Sideman im Hintergrund (u.a. bei Porcupine Tree, Fish) seinen Job erledigt. Dabei ist der Amerikaner ein genauso guter Songwriter, formidabler Interpret von Coverversionen (u.a. "Crazy" von Seal) und veröffentlichte immer wieder sehr unterschiedliche Soloalben, spielte als Support Act von Bands wie Marillion, Peter Frampton, Lynynrd Skynyrd, Blackfield oder Steven Wilson. Mit "Disconnect" legt er ein weiteres interessantes Werk vor, was ihm vielleicht durch den Vertrieb über InsideOut endlich ein breiteres Publikum beschert. Auch wenn John Wesley solistisch mehr auf der modernen Rock / Alternative Rock Schiene fährt, so lässt er es gerne mal solistisch ausufernd krachen, ist seine Musik nicht unbedingt immer geradlinig angelegt. Trotzdem verfügt sein Songmaterial immer über einen sehr melodischen Grundansatz, versteht er es, wunderbare Harmonien in ein rockiges Korsett zu stecken. Weil die Musik über die nötige Aggressivität, den richtigen rotzigen Punch nach vorne verfügt, lässt man sich als Zuhörer gerne mitreißen. Gerade wenn man das aktuelle Werk mit seinem 94er Solodebüt "Under the red and white sky" (erschien übrigens auf dem Marillion-eigenen Label Racket Records) offenbart sich auch die musikalische Entwicklung, die John Wesley seitdem vollzogen hat. Inzwischen mag er es um einige Spuren heftiger, hat aber doch nicht sein Gespür für die feinen Zwischentöne verloren. Tolles Rockalbum!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2014