CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)

The Opium Cartel - Ardor
(51:18, Termo Records, 2013)

Bereits mit ihrem 2009er Debüt sorgte das vorwiegend aus norwegischen Gefilden stammende Pop Kollektiv The Opium Cartel für einiges Aufsehen. Interessant dabei vor allem, dass ein Großteil der beteiligten Musiker ansonsten im progressiven Bereich tätig ist, man aber von dieser Verwandtschaft auf diesem Album nur sehr wenig bis gar nichts zu hören bekommt. "Ardor" präsentiert wiederum kunstvoll verschnörkelten Pop, bei dem u.a. Jacob Holm-Lupo (White Willow), Tim Bowness (No-Man), Mattias Olsson (White Willow, Änglagård), Lars Fredrik Frøislie (Wobbler) und Ketil Einarsen (Jaga Jazzist, Wobbler) ihre Finger im Spiel hatten. Mit einem offensichtlichen, leicht unterkühlten 80er Jahre New Wave Charme und klanglich urbaner Weitläufigkeit vertraut man zwar auf die Vergangenheit, jedoch sind viele Sounds und die leichtfüßige Rhythmik weitgehend im aktuellen Jahrzehnt zu Hause. Trotzdem durchwehen die edlen Kompositionen so etwas wie ein zeitloser Popgeist der allerfeinsten, melancholischen Schönheit. Laut Werbezettel holte man sich die Inspiration aus dem Kunstpop / Dreampop von Bands à la The Blue Nile, Japan, The Dream Academy und Prefab Sprout. Doch wirken The Opium Cartel auch irgendwie nordisch unterkühlt, selbst die gesanglich fragilen Gastauftritte von Tim Bowness passen da perfekt ins Bild. So vermisst man zwar auf diesem Album mancherorts den rechten Schwung, die inhaltliche Power bzw. offensive Dynamiksteigerungen. Zerbrechliche Schönheit und feine musikalische Geschmacklichkeit macht dieses Manko jedoch mehr als wett. "Ardor" spricht eine subtile Sprache, verfügt über einen edlen-distanzierten Anstrich, der einmal mehr manifestiert, dass man in Norwegen perfekt versteht, Musik fast jeglicher Couleur in Szene zu setzen.

Kristian Selm



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