CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)

Magenta - The twenty seven club
(64:14, Tigermoth Records, 2013)

Rob Reed, der kreative Kopf hinter Magenta, gibt es ganz unumwunden im Interview auf der Bonus DVD des aktuellen Albums zu. Der Vorgänger "Chameleon" war ein Album voll von kurzen, eher poppigen Songs, während "The twenty seven club" eine Rückkehr zum Progressive Rock - geschrieben mit einem großen "P" - bedeutet. In eigenen Worten: "Chameleon" war ein Versuchsballon und mit absoluter Sicherheit das schwächste Album in der Bandhistorie, der aktuelle Longplayer ist eine Rückkehr zu dem, was Magenta am besten können: opulenter, dramatischer, hochmelodischer Retro / Neo Prog. Konzeptionell steckt dahinter eine Vertonung von sechs Musikern, die im Alter von 27 Jahren ihr Leben verloren - der legendäre "Klub 27". Mitglieder des Klubs, die auch hier als Grundlage für die Inspiration dienten, waren u.a. Jimi Hendrix, Kurt Cobain, Jim Morrison oder Janis Joplin. Doch sollte man hier keineswegs ein musikalisches Tribut zwischen Blues Rock, Grunge und Psychedelic Rock erwarten, vielmehr dienen die teils widersprüchlichen Geschichten über die entsprechenden Musiker als Hintergrund für die textliche Aufbereitung. Musikalisch bekommt man hier den typischen Retro / Neo Prog Marke Magenta geboten, wie man ihn von Alben wie "Seven" (2004) oder "Metamorphosis" (2008) kennt. So gibt es immer wieder kurze Einschübe mit ziemlich bekannten Zitaten, so dass auf "The twenty seven club" mehrere Passagen ganz deutlich von den 70er Jahre Yes bzw. von floydigen Momenten voll Sanftheit inspiriert wurden, vor allem bei der Gitarrenarbeit. Doch darin besteht die Kunst bei Magenta. Es handelt sich um augenscheinliche Zitate bzw. Neuinterpretationen, die jedoch in einen eigenen Kontext gepresst werden. Rob Reed setzt dieses mal vermehrt auf verspielte, analoge Keyboardsounds, während die stimmliche Power von Sängerin Christina Booth den gesanglichen Schwerpunkt setzt. Schade nur, dass fast gänzlich auf Zitate der gehuldigten Künstler bzw. entsprechende Stimmungen bei den jeweiligen Songs verzichtet wurde. Die Ideen für "The twenty seven club" entstanden übrigens teilweise schon während der Aufnahmen zum 2008er Werk "Metamorphosis", so dass der kreative Ausrutscher "Chameleon" hoffentlich nur eine einmalige Aktion bleiben wird. Somit bedeutet dieses Album eine Rückkehr zu den eigentlichen Stärken von Magenta und der offensichtliche Bescheinigung, dass Rob Reed sein kreatives Handwerk absolut versteht.

Kristian Selm



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