CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)
Aldo Tagliapietra - L'angelo rinchiuso
(36:53, Privatpressung, 2013)
Nach seiner Trennung von Le Orme geht Aldo Tagliapietra weiterhin konsequent seinen eigenen Weg, der jedoch eindeutig Bezüge zur eigenen Vergangenheit erkennen lässt. Bereits das letztes Jahr erschienene Werk "Nella pietra e nel vento" präsentierte ihn als Bewahrer des melodietrunkenen Italo Progs und ganz in der Tradition seiner ehemaligen Band bleibend. "L'angelo rinchiuso" ist wiederum eine deutliche Verbeugung vor der melodisch-sinfonischen Vergangenheit. Zusammen mit Musikern der Prog Formation Former Life und auf der Vergangenheit des Le Orme Erfolgswerk "Felona e Sorona" fußend, ist auch sein aktuelles Werk ein verträumtes Italo Prog Album mit deutlichem Hang zu elegisch-sanften Momenten und gelegentlichen emotionalen Ausbrüchen zwischen Schmalz, Pathos und mediterraner Leidenschaft. Während seine ehemaligen Mitstreiter bei Le Orme noch vermehrt auf Keyboardbombast und ausladende Sinfonik setzen, so geht Aldo Tagliapietra etwas geradliniger und einfacher zu Werke, lässt aber immer noch sein Faible für verspielte Sinfonik erkennen. Geblieben sind vor allem das Gespür für weiche, wunderbare Melodien und natürlich, der typische samtene Gesang, der immer leicht esoterisch-abgehoben wirkt. Jon Anderson lässt grüßen. "L'angelo rinchiuso" ist somit und ohne hämische Nebengedanken ein wirklich schönes Album, das zwar im Schatten der letzten Le Orme Alben mit Tagliapietras Mitwirken steht, aber trotzdem als gelungen und stimmig durchgeht. Dass er mit der Laufzeit mal wieder recht sparsam umgeht, auch in dieser Hinsicht ist er der Tradition von Le Orme Alben der 70er treu geblieben.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013