CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Aldo Tagliapietra - Nella pietra e nel vento
(41:52, Privatpressung, 2012)

Nach dem Ausstieg von Aldo Tagliapietra bei Le Orme schien ein weiteres Kapitel des Italo Progs endgültig geschlossen. Doch seine ehemalige Band überraschte letztes Jahr mit dem überaus geglückten Werk "La via della seta", das auch ohne ihren prägenden Kopf und dessen Stimme funktionierte. Da möchte natürlich der ehemalige Sänger / Gitarrist & Bassist bzw. Sitarspieler und Hauptsongschreiber nicht hinten anstehen und liefert mit "Nella pietra e nel vento" einen ebenso ansprechenden Neuanfang ab, der stilistisch jedoch etwas anders gelagert ist. Der inhaltliche Ansatz ist verspielt, sinfonisch und wird von emotional groß angelegten Melodiebögen getragen. Keine heftigen Ecken oder Kanten stören das Hörvergnügen, dennoch verfügt der harmonische Wohlklang über genügend Substanz, um nicht nur als Aneinanderreihung von schönen Momenten aufzufallen. Natürlich wurde der Keyboardüberhang seiner ursprünglichen Formation erheblich zurückgefahren, vielmehr steht die angenehme, sanfte Stimme Tagliapietras im Fokus. Der Prog Ansatz und die typischen Sounds sind vorhanden, jedoch alles wesentlich untergeordneter und mehr in den Hintergrund eingearbeitet. Vergleicht man die aktuellen Werke von Aldo Tagliapietra und Le Orme, so scheint der Gegensatz zwischen kompakten Songformaten und ausladender Sinfonik letztendlich den Split zu begründen. Ganz subjektiv haben Le Orme im direkten Vergleich zwar die Nase vorne, dafür hat Aldo Tagliapietra ein absolut schönes Album voll emotional ergreifender Natürlichkeit eingespielt.

Kristian Selm



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