CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)
The Mars Volta - Noctourniquet
(64:36, Warner, 2012)
Mars Volta haben ihre innere Mitte gefunden. Omar Rodríguez-López hat eventuell den "blues" und geht "back to the roots". At The Drive-In hat er reanimiert. Bisher nur für Konzerte, aber wer weiß schon, was da alles noch kommt... Dass aber scheinbar die Zeiten überbordender Experimente vorbei sind, konnte man schon auf "Octahedron" (2009) hören. Die Jungs werden auch nicht jünger. Cedric Bixler-Zavala will zeigen, dass er mehr drauf hat als eine Helium-Stimme. Die ganze Aufregung ist weg, es wird komponiert und sachlich eingespielt. Doch halt; was machen diese seltsamen Synthie-Sounds auf dem neuen Album? Wo sind eigentlich die Gitarren geblieben und wieso klingt die Platte wie ein besseres Demo, was man am Rechner zusammengestöpselt hat? Soll das ein Garagen-Elektro-Sound sein? Fragen über Fragen. So richtig beantworten kann ich sie nicht. Nur so viel; wer ein - wie auch immer geartetes - Prog-Album der "bekloppten" TexMex-Fraktion erwartet, der wird nachhaltig enttäuscht. Ich persönlich gestehe der Band eine solche Entwicklung zu, ohne sie sonderlich zu goutieren. The Mars Volta haben immer davon gelebt künstlerisch vollkommen unangepasst zu agieren, dafür kann man nur dankbar sein. Ich bin allerdings auch der Meinung, dass die Platte nicht weiter der Rede wert ist. Sie klingt immer noch ziemlich komisch, aber nicht komisch gut, sondern seltsam belanglos. Und ob die Combo so einen Grottensound absichtlich oder aus Versehen produziert hat ist mir schlussendlich egal. Totale künstlerische Freiheit, ok. Aber dann auch meine Freiheit das achselzuckend abzutun. So mancher Track ("Molochwalker") erinnert rudimentär an große Zeiten, wäre aber auf den Vorgängern eher ein Füller gewesen. Ich sehe einfach keinen Grund diese Platte, noch dazu mit einem blöden Cover, zu hören. Das klingt alles wie Pflichterfüllung und Unlust. Aber gemäß Interviews ist gerade Cedric Bixler-Zavala begeistert von der neuen Platte. Vielleicht sollten sie doch ein Album mit At The Drive-In einspielen "Noctourniquet" ist das erste schlechte Album der Band ohne mich zu entsetzen. Ich finde es einfach egal, und das ist im Grunde schlimmer als ein Schlag in die Fresse...
Fix Sadler
© Progressive Newsletter 2012